2013

Portishead 2013 Für so eine interessante Band kann man auch mal einen eigenen Thread anfangen - auch wenn vermutlich zunächst nicht so viel da reinzuschreiben sein wird, da sie sich ja auftrittsmäßig eher rar machen. Aber es ist, wie man hört ein neues Album in Arbeit! Nun aber zum Konzert vom 18. Juni. Mein Bericht kommt zwar spät... aber vielleicht interessiert's ja noch jemanden! Portishead in der Zitadelle, 18.6.2013 Offizieller Beginn war um 19:00, und als ich gegen 18:30 ankam, war der Weg zwischen U-Bahn und Zitadelle gut gefüllt. Aber geknäult hat sich's nicht. Viele Leute haben wohl einfach lieber draußen gewartet (obwohl's da kaum schöner ist) Der Einlass war problemlos und ging flott. Leider dachte ich, ich könnte das am Eingang hängende schöne Portishead-Plakat noch beim Rausgehen fotografieren, aber da war's dann natürlich weg! (ich hab in der ganzen Stadt keine Plakate gesehen) Deshalb hier nur diese kleine Ankündigung: Ganz und gar ausverkauft war es wohl nicht, wenn es auch gut voll gewesen ist. Aber an der Abendkasse gab es noch Tickets für 55€. Drinnen konnte man sich gegen 18:30 noch leicht ein Plätzchen vorn sichern. Allerdings hatte ich riesige Schilder gesehen, dass das Fotografieren und Filmen u.ä. mit der Todesstrafe geahndet würde, so dass ich zunächst Abstand davon nahm ganz nach vorn, also Aug in Aug mit der Security zu spazieren. Außerdem war da die große taubmachende Riesenbox . die Box! Savages (support) So stand ich also ganz gemütlich irgendwo in der ca. 6. Reihe mit gutem Blick über kleine Mädels, als die Vorgruppe nach gut 1,5h (puh! *wart*) gegen 20:00 Uhr anfing. Ich habe ihren Namen nicht verstanden, aber der Presse entnommen, dass sie "Savages" heißen und aus London kommen - vier Damen ganz in schwarz - die mächtig laut abgerockt haben. Sie haben gut gespielt und die Stimme der Sängerin passte auch nicht schlecht zum Hauptact, aber mir waren sie, ehrlich gesagt, einfach zu laut, rockig und anstrengend. Passte insofern doch nicht so ganz zum Hauptact, der ja eher die melancholischen Töne anschlägt. Hab gelegentlich mein rechtes, der großen Box zugewandtes Ohr im Rythmus der Musik zugedrückt, das gibt interessante Soundeffekte im Kopf. Portishead später waren nicht so laut (oder nur zeitweise). http://savagesband.com/ https://www.facebook.com/savagestheband Vor allem aber schoben sich, kaum dass die Savages angefangen hatten, zwei totale Nervtöter vor mich, groß, laut, herumhampelnd (sowas kann einem ein ganzes Konzert verhageln ), dass ich dann doch, als es sich ergab, die Gelegenheit zu einem weiteren Vordringen in Richtung Bühne ergriff… zunächst zweite Reihe und auf das Absperrungspodest... und im Laufe der Show dann, als zwei Leute neben mir weggegangen sind, ganz nach vorn! Besagte (englischsprachige) Nervtöter verzogen sich aber wieder, als die Savages zu Ende gespielt hatten – waren vielleicht nur wegen ihnen hier? Die Savages spielten ca. 40 Minuten, dann 20 Minuten Pause, und gegen 21:00 fingen Portishead an. …erste Reihe ist erste Reihe ist erste Reihe … Foto, Video.... Fotografieren ging auch völlig problemlos unter den Augen der (recht freundlichen) Wächter, aber Filmen mochten sie nicht. Als sie eine Dame vor mir ermahnten, hörte auch ich auf damit. Man muss es ja nicht provozieren. Und meine Videos sind eh meistens übersteuert. Da hoffe ich mal, dass andere von weiter hinten das übernehmen. Meist ist der Sound da sowieso besser als vor der Box. [Wie man sieht, haben die das auch sehr gut gemacht. Auf Youtube sind inzwischen massenweise Videos von dem Abend aufgetaucht. Der Kanal von „Kreuzbergfuchs“ ist da recht ergiebig: http://youtu.be/ST0ywIddxbU + "roads" (anderer kanal) https://www.youtube.com/watch?v=ZuuL4BER2Go - Aber einfach stöbern!] Portishead Sie betraten die Bühne eher gemächlich und zögerlich, dass ich noch rätsele, ob das schon die Band oder noch die Roadies sind... Sie sehen alle ganz unprätentiös aus - wie Studiomusiker oder Musiklehrer... Styling spielt keine Rolle und die jüngsten sind sie auch nicht mehr. Frau Gibbons gibt sich eher unscheinbar im grauen T-Shirt und Jeans und etwas zerzaustem Haar. Geschminkt oder irgendwie aufgetakelt ist sie nicht. Sehr sympathisch. Sie ist fast schüchtern, spricht wenig aber sagt beim dritten oder vierten Lied dann ein leises "thank you" zum Publikum. Sie hält sich fast die ganze Zeit leicht gekrümmt am Mikrophonständer fest, spaziert nur manchmal bei Instrumentalpassagen ein paar Schritte auf der Bühne umher, dem Publikum den Rücken zuwendend. Rampensau ist anders. Es ist ihre Stimme, die alles verzaubert! - besonders hier am lauen Sommerabend unter freiem Himmel. Da halten dann auch die laber-und gickelfreudigen Damen hinter mir die Klappe und lauschen andächtig. Das Programm ist mir weitgehend bekannt, sie haben ja keine neue CD im Gepäck. Aber das macht nichts. Hab sie ja auch noch nie live gesehen. Das meiste stammt von „Dummy“ und „Third“, nur zwei Stücke von der zweiten CD „Portishead“, die bei Kritik und Fans wohl auch nicht so ganz beliebt ist (auch ich halte sie für die uninspirierteste). Dazu noch „Chase the Tear“ – das einzige Stück, das ich überhaupt gar nicht kannte. Es ist auch erst 2010 als Single erschienen und, ehrlich gesagt, nicht das Beste des Abends, fand ich – ich hoffe, die neue CD wird besser (hab's trotzdem als Maxi-Vinyl erworben). Große Überraschungen sind sicher nicht zu erwarten, aber bei einer Band, die so selten tourt und so außergewöhnliche Musik macht, soll uns das nicht stören. Es ist einfach großartig, diese Songs einmal live gespielt zu sehen - und zu hören! "wandering star" - der song, der ganz dezent im Sitzen gespielt wurde http://youtu.be/KUI3SEJdeSI Die Musiker sind alles absolute Profis. Soweit ich das beurteilen kann, wurde nur wenig von den Originalversionen abgewichen – es gibt keine übermäßig langen Soli oder neue Varianten. Aber das Konzert ist weit davon entfernt steril oder gar routiniert zu klingen. Nein, absolut live und lebendig. Fette Arrangements suchen wir vergebens, aber das macht die Musik ja auch so speziell (besonders auf dem letzten Album „third“, das ich ja sehr mag). Es ist eigentlich eine sehr „einfache“ Musik – nicht im Sinne von „dumm und simpel“ sondern im Sinne von „genial und reduziert“ ohne übermäßiges, redundantes Brimborium auskommend. Die diversen elektronischen Geräusche und Samples im Mix mit den klassischen Popinstrumenten ergeben dabei einen unverwechselbaren Sound. Und über allem natürlich diese tiefe kitschfreie Melancholie. Besonders "third" ist wunderbare Endzeit-Musik. Ob da im Konzert vielleicht auch hie und da Playback im Einsatz ist? Bei den ganzen Keyboards und Synthies weiß man das heutzutage ja gar nicht So hab ich bei "Mysterons" das auf dem Album verwendete Theremin vermisst... vielleicht wurde es auf dem Keyboard imitiert oder es war so klein und versteckt, dass ich's nicht gesehen habe... (es gibt heutzutage sehr kleine Theremins, obwohl die großen natürlich viel mehr her machen auf der Bühne). Sie spielen ca. 70 Minuten, dann kommt die erste Verabschiedung. Aber natürlich müssen sie noch Zugabe geben und spielen zur Freude des Publikums noch zwei bekannte Stücke... ...und auf einmal steigt die doch eher scheue Beth Gibbons von der Bühne herab und läuft im Graben an der Absperrung entlang... schüttelt den Menschen die Hände und strahlt uns an... ja, sowas! Ich hab's erst gar nicht kapiert... und schon steht sie vor mir und auch ich darf ihr die Hand reichen Da hat sich der Umzug in die erste Reihe doch gelohnt! Danach ist dann wirklich Schluss um ca. 22:30. Unmissverständlich wird nun Musik aus der Konserve eingespielt und die Roadies kommen zum Abräumen. Sie werfen diverse Setlists, die auf dem Bühnenboden geklebt haben, zerknäult in die Menge... Ich kriege leider keine zu fassen, aber ein Mädel unweit von mir hatte mehr Glück. Sie ist Russin und sehr nett und lässt mich ein Foto machen Kritik... Kritik-...? Tzzkk.... gibt's sowas? Na gut, hätte nix dagegen gehabt, wenn's noch ein wenig länger gegangen wäre... aber ich hörte mal, die Zitadelle darf nur bis 22:00 (22:30?) lärmen wegen der Anwohner (wo wohnt denn da jemand? Hab nur Gewerbe gesehen)... dann vielleicht früher anfangen? Eine Stunde Beine-in-den-Bauch-Stehen, bevor überhaupt nur die Vorband anfängt, ist recht lang - wenn auf dem Ticket "Beginn" und nicht "Einlass" ab 19:00 steht. Aber, wir wollen überhaupt gar nicht motzen, es war ein außergewöhnliches Konzert mit wunderschöner Musik bei absolut großartigem Wetter! Videoshow Sehr gelungen fand ich die Videoshow im Hintergrund. Jeder Song hatte da sein eigenes "design" - z.b. visuelle Effekte (Kamerarückkoplungen u.ä.), Farben, Lichteffekte, Animationen, grobkörnige s/w-Filmloops.. u.a. Dazu wurde mit kleinen Kameras aufgenommenes Bühnengeschehen zum Teil verfremdet und unter die jeweiligen Effekte gemischt, perfekt auf die Songs abgestimmt. Das war eigentlich nicht sehr aufwendig, aber gekonnt! Vorherrschend sind die Farben blau und rot/lila sowie grau/s/w. Man könnte fast denken, dass dies der Farbgebung der drei CD-Cover entspricht (allerdings ohne Entsprechung zu den Songs). Meist waren die Bilder/Videos ohne konkrete Aussage, sondern dekorativ /abstrakt und fingen die Stimmung des Songs ein, aber z.b. bei "Machine gun", wurde es recht konkret: Bilder von Demonstrationen, sogar der Schriftzug "european protest" (leider für mene Kamera zu schnell gewesen) - und am Ende eine große, aufgehende Sonne. PH im Web: http://www.portishead.co.uk/ FB https://www.facebook.com/portishead Roads (erste Minute, von der Bühnenkamera gefilmt und von PH auf FB gestellt) https://www.facebook.com/photo.php?v=10151996119678242 Kurzes Video vom Soundcheck, von PH auf FB gepostet https://www.facebook.com/photo.php?v=513844148670557 Myspace https://myspace.com/portisheadalbum3 Das Publikum - wie ist der typische Portisheadfreund? Altersmäßig gemischt, ich sah grauhaarige Herren und junge Mädels und Jungs von vielleicht Anfang 20 oder drunter, Schwerpunkt wohl so zwischen 25 und 40. Männlein und Weiblein gut gemischt. Der typische Portisheadfan ist recht nett und freundlich, aber auch durchaus drängelfreudig, wenn auch nicht rücksichtslos. Löcher in der Menge wurden meist mit sanftem Durck schnell gefüllt (schließlich dann auch von mir, als es sich ergab...). Außerdem ist der typische Portisheadfan ziemlich cool, und vielleicht auch ein wenig eingebildet auf seinen guten Musikgeschmack (). Er ist nie hysterisch und geht selten aus sich heraus, es wurde nur wenig mitgesungen. Er trägt auffällig oft schwarz, trotz heißer Sonne, und wohl auf keinem anderen Konzert sah ich derart viele Tattoos, in allen Größen und Farben. Zum Teil waren die Leute recht gestylt, z.b. bunte Rastalocken und eben Tattoos, aber die Mehrheit eher unauffällig im dezenten Nonkonformisten-Chique, könnte auch eine Antifa-demo sein oder so. Allerdings fallen hie und da auch seltsam geschäftsmäßig gekleidete Personen auf, vermutlich Italiener oder so? Überhaupt hör ich viele fremde Sprachen um mich herum. Englisch, Spanisch, Russisch... Touristen oder extra angereist? Ach ja... und gewisse Kräuterdüfte wogten in großen Wolken an mir vorbei in Richtung Bühne. Abreise Die Abreise war dann noch horror. Eigentlich sollte ich es ja wissen von früheren Konzerten... Nun aber wollte ich schnell nach Haus, was ein Fehler war. In der Zitadelle haben sie jetzt auch so einen "Sicherheitsauslass", dass die Leute nur portionsweise durch das Ausgangs-Nadelöhr gelassen werden - was eigentlich gut ist. Aber gestaut hat's dann doch, nur eben innen. Hab dann erstmal den (erstaunlich günstig gelegenen ) Merchandize geplündert und die Maxi-Vinyl "chase the tear" erworben und kam dann eine halbe Stunde nach Konzertende raus - aber immernoch zu früh für die U-Bahn! Da hat sich's dann geknäult, dass man kaum auf den Bahnsteig kam... grusel. Wenigstens hatte ich schon ein Ticket, aber fand unten nix zum entwerten... also wieder Treppe hochkämpfen... Aua! - note to self: Nächstes Mal zur S-Bahn oder zur vorherigen U-Bahnstation spazieren oder noch länger warten in der Zitadelle, was essen und trinken und rauchen und den Mond anheulen... bis man dann rausgeworfen wird. Presse Die Links aus dem anderen Thead: http://www.bz-berlin.de/../schwermut-an-einem-lauen-sommerabend-.. http://www.berliner-zeitung.de/../portishead-in-der-zitadelle-spandau-der-musikalische-diskurs-der-moderne... http://www.rollingstone.de/l../ein-maximum-an-aura-portishead-und-savages-live-in-berlin.html http://www.welt.de/kultur/pop/article117269068/Es-ist-ein-Vergnuegen-Truebsal-zu-blasen.html Und, hier ein ganz hervorragender Konzertbericht... http://www.diesseits.de/menschen/kommentar/1371852000/konzert-ewigkeit-portishead-berlin (haha, wo sogar das „Hügelchen aus Kies-Aufschichten zwecks besseren Sehens“ erwähnt wird, was ich auch gemacht habe, bevor ich nach vorne gelangte). ...und ein schönes Interview (sogar mit Bowie-Erwähnung) …Stuttgarter Zeitung…Interview mit Portishead... ----------Quote: …wir wollen mit dieser Band nicht zu oft spielen. Es soll für uns und für das Publikum etwas Besonderes bleiben…. [Adrian Utley in dem oben verlinkten Interview] ----------------- So hab ich’s überhaupt nicht bereut, mein Konzert-Budget durch dieses Konzert arg strapaziert zu haben… Tatsächlich bleibt das Gefühl, bei etwas Besonderem dabei gewesen zu sein. PS… Diese Herren warten gewiss nicht auf eine freie Mobiltoilette ---------QUOTE: http://bowiefun.com/stuff/portishead/stage8.jpg aha, fast der gleiche Effekt beim Anfang der Reality-Tour? ---------------------- tja, da sieht's fast so aus, an der Stelle. Es handelt sich um eine interessante Zwischenphase in der Animation, wozu auch diese Bilder gehören: PS--- hab das Plakat noch online gefunden PS... https://en.wikipedia.org/wiki/Roland_RE-201 ------------------------------------------------- Presse und Links Aber hier schon mal ein paar Videos Roads (erste Minute, von der Bühnenkamera gefilmt und von PH gestern auf FB gestellt) https://www.facebook.com/photo.php?v=10151996119678242 aus der Tube, von einem Zuschauer gefilmt https://www.youtube.com/watch?v=ZuuL4BER2Go Kurzes Video vom Soundcheck, von PH auf FB gepostet https://www.facebook.com/photo.php?v=513844148670557 PH auf FB https://www.facebook.com/portishead Und ein wenig Presse, die wir schon gesichtet haben: http://www.berliner-zeitung.de/../portishead-in-der-zitadelle-spandau-der-musikalische-diskurs-der-moderne... http://www.bz-berlin.de/kultur/musik/schwermut-an-einem-lauen-sommerabend-article1696134.html http://www.rollingstone.de/l../ein-maximum-an-aura-portishead-und-savages-live-in-berlin.html http://www.welt.de/kultur/pop/article117269068/Es-ist-ein-Vergnuegen-Truebsal-zu-blasen.html ------------------------------------ Dr. Z. 2015 first published on Davidbowie.de, 2013 -- Back to Z_Journal