John Cleese26.Juni 2022, Admiralspalast John Cleese, Admiralspalast Heute waren wir bei John Cleese im Admiralspalast Denn ja... schwarzhumorig wie es ist ... der Titel seiner Tour heisst: "Last time to see me before I die"... - so ist das vermutlich nicht ganz unrealistisch... Tatsächlich ist der Gute auch schon 82... und wird dieses Jahr 83. Gestern spielte der 80jährige Paul McCartney in Glastonbury... die alten Herrschaften sind zäh. So auch Herr Cleese, auch wenn man ihm sein Alter durchaus anmerkt. Aber geistig ist er noch gut beieinander! Nun wusste ich auch gar nicht, was ich erwarten sollte - gewiss keine wilde Comedy Show... aber was sonst? Nun - erstmal gilt es zu erwähnen, dass das Publikum äußerst angenehm war, gut gelaunt, fröhlich... Die Leute waren hier, um sich zu amüsieren und hatten das auch fest vor.... Heimspiel (Maskenträger vielleicht zu 30% - ich hab sie auch weggelassen, bei der Luft heute!) ) Ich habe meinen Platz ganz oben am Rand, wo es billiger ist. Neben mir sitzen auch nur freundliche Leute. (Der Trick bei diesen billigen Plätzen auf dem Seitenbalkon ist, dass man nicht die zweite Reihe nehmen darf. Entweder erste, dann kann man sich über die Brüstung lehnen -kosten aber mehr -... oder die oberste, da kann man aufstehen und im Stehen gucken, ohne jemanden hinter sich zu stören.) Es geht relativ pünktlich los... am Anfang mit einer kurzen Video-Rückschau auf Monty Python Gags "Da Mr Cleese einen Herzanfall habe..") Ein guter Start.. das Publikum ist in Stimmung. John Cleese kommt auf die Bühne, nimmt an einem klenen Tisch Platz und erzählt.. schwarzhumorig, und gleich von Anfang an mit einigen sicheren Pointen. Gleich zu Beginn wird der typische "Fan Talk" auf die Schippe genommen... John Cleese erklärt, dass, anstatt dass wir ihn dann am Ende alle einzeln anquatschen, man das doch nun im Kollektiv machen könnte... eine Dame "dirigiert" dann das Publikum während auf der Screen die entsprechenden Sätze stehen... ("Hello.. I am your greatest Fan... I loved Monty Python"..etc..) Nun.. das endet dann mit einer schönen Pointe... und anders als erwartet... Jedenfalls wird die "Dirigitentin" dann von der Bühne gejagt.. In diesem ersten Teil ist John Cleese ab da allein auf der Bühne und erzählt ein wenig... von Früher, von den Pythons... aber auch andere Stories.. z.b über seine Mutter (von der er wohl den schwarzen Humor habe), die Ehefrauen, und auch die Wokeria kriegt ihr Fett (ob "Black humor" nun "Humour of colour" sei?) Und er bedauert sehr dass der "Rassistische Witz" heutzutage doch etwas rar geworden sei Dann kriegt jede Nation genüsslich eins übergebraten. Das ganze wird vermischt mit etwas Witztheorie... dass wir eben genau dann besonders lachen, wenn Tabus berührt werden... Einen Teil des Vortrages widmet er dem Wesen des "schwarzen Humors"... und warum wir es lustig finden, wenn es z.b. gegen süße Tiere (z.b. die Hunde in Ein Fisch namens Wanda) geht... Eben - weil es so ein Tabubruch ist... Über WC Fields: "Ein Mann, der Kinder und Hunde hasst, kann nicht verkehrt sein.." Aber, keine Angst, John Cleese hat selbst einen kleinen Hund. Der ist sogar mit auf Tour, und in einem Moment hat er ihn sogar ganz kurz auf die Bühne gerufen. Da kommt so ein kleiner(!) Hund mit roter Leine kurz auf die Bühne, lässt sich von seinem Herrchen kraulen und verschwindet dann wieder. Netter Auftritt! "Ich habe immer einen Teller mit Salami in der Garderobe":.. So berichtet er auch, wie "es" anfing.... er hatte wohl einen Job bei der BBC und baute da irgendwelche dunklen Witze ein, worauf der Vorgesetzte die Nase rümpfte. Cleese habe ihn dann überzeugt, dass sie den Witz zumindest während einer Aufführung mit Publikum drinlassen... aber, wenn keiner lacht, das dann ja herausschneiden könnten... Nun, tatsächlich war der Witz wohl das beste an dem Programm... Es werden auch Filmausschnitte eingeblendet - oft von Monty Python oder Fawlty Towers... und am Ende dieses ersten Teils dann seine Rede zum Tode von Graham Chapman (die ist auch auf youtube!). im Zuschauerraum hängt ein Riesenteleprompter. - wobei, wie ich sehe, dort nur manche Sätze wörtlich stehen. Oft sind da auch nur Stichworte - und Hinweise, welche Videoeinspielungen gerade laufen. So ganz hab ich nicht kapiert, warum das "so" und nicht anders gemacht wurde? Könnte nicht auch ein diskreterer auf der Bühne sein, unsichtbar für das Publikum? So hängt da ein Riesenmonitor mitten im Saal. Mir jedenfalls hat er allerdings immer mal geholfen, weil ich tatsächlich nicht jeden Witz und jede Pointe verstanden habe. Ich kann zwar gut englisch, aber alles verstehe ich nicht. Lustigerweise gesteht die Dame neben mir, dass es ihr genauso ging! Nun, dann ist 20 Minuten Pause. Wir sind gut amüsiert. Der zweite Teil läuft dann anders. Hier kommt noch ein Kollege auf die Bühne und nun werden Fragen aus dem Publikum gestellt. Jetzt ist das weniger ein "Comedy Vortrag", als eher "Interview Atmosphäre". Vor/in der Pause wurde immer mal eine Mailadresse eingeblendet. Wir, also, das Publikum, sollte an diese Mailadresse "Fragen an Mr Cleese" schicken. Aber,..eben keine langweiligen Fragen... Ich selbst habe keine geschickt, weil mir das mit dem Handy zu nervig ist, und sowas richtig schlaues und lustiges ist mir dann auch gerade nicht eingefallen... Aber einige haben wohl etwas geschickt.. (oder vielleicht haben die auch welche vorbereitet... sieht man ja nun nicht, wo die Fragen dan am Ende herkommen..) Der zweite Mann auf der Bühne übernimmt das Fragestellen und John Cleese antwortet, oft etwas umfangreicher. Hier braucht er auch keinen Teleprompter, sondern spricht frei und hat sichtlich Spaß, etwa wenn er Leute nachmacht. Es geht zu verschiedenen Themen.. aktuelle aber natürich auch viel zu Monty Python - bzw. den einzelnen "Pythons". Auf die Frage, was die beste Todesart sei - "die Guillotine"... Und auf die Frage, welchen Politiker er gern "und mit was" hauen würde, nennt er interessanterweise "Rupert Murdoch".. Es gibt auch noch etwas Philosophie zur Computerisierung des Alltages (schlecht, wenn es keine sozialen Begegnungen mehr gibt") Und auch eine Frage nach dem Verbleib seines Schnurrbartes... Und, dass es auch gerade und ganz besonders zu Kriegszeiten wichtig sei, zu lachen und sich zu amüsieren (er erzählte, dass im Jugoslawienkrieg die leute sich ein Kino gebaut hätten, wo es nur lustige Filme gab..) Interessant ist auch, wie die Pythons nach Deutschland kamen. Er erzählte da von Alfred Biolek, der sie nach München eingeladen habe. Und sagt sogar ein paar Sätze auf deutsch. Sehr schön ist, wie er über "Yellowbeard" berichtet... ein Film, den er gar nicht mag und auch unlustig findet... und wie er erzählt hat, dass er da auch erst gar nicht mitmachen wollte. Ganz anders "Das Leben des Brian". Den Film liebt er - und das Publikum auch. Hier erzählt er die Entstehungsgeschichte - und schickt einen Gruß gen Himmel - an George Harrison! - ohne den es den Film wohl gar nicht gegeben hätte, weil niemand ihn finanzieren wollte. Bis Eric Idle mit George Harrison gesprochen hatte und ihm das Script zu lesen gab... dann geht es am Ende nochmal um Graham Chapman.. und wie sie (angeblich) seine Urne mit zu einem Komikerfestival in den USA mitnahmen... Dann ist's auch schon vorbei nach gut zwei Stunden. Zugabe gibt es nicht, aber er kommt dann nochmal in einem Rollstuhl mit einer "Krankenschwester" herausgefahren und winkt uns nochmal zu, bevor die Dame ihn herausschiebt. Ein schöner Abend mit einem legendären Komiker! Mr Cleese has left the building... Die Bühne aus einem anderen Winkel: Als ich nach draußen trete, beobachte ich, wie jemand vor mir läuft, der plötzlich mit jemand anderem ein Selfie macht... Fan-Alarm! Ich überlege, wer das wohl ist? Der Herr ist recht vollschlank... mir fällt nicht ein, wer das ist, zumal ich ihn ja nur von hinten sehe. Dann deutet ein dritter Passant, mit Blick auf den Herrn, auf ein Foto auf einem Plakat, das im Durchgäng hängt: Oliver Kalkofe. Aach.... ja, klar. Ich überhole, will ja nicht nerven, drehe mich nur kurz um... grinse fröhlich...und eile dann weiter nach draußen. Da kann ich mich dann doch nicht beherrschen: Kalkofe leaving... PS... alles voll mit "Star Dust" Werbung! Ich würde da wirlich gern nochmal hingehen - aber ich bin während dieser ganzen Zeit nicht in der Stadt! ------------------------------------ Dr. Z. 2023 first published on Davidbowie.de, 2023 -- Back to Z_Journal |