Sahra Wagenknecht + Hans-Werner Sinn bei Dussmann, 2016
Sah neulich abends diese Ankündigung bei Dussmann: Und heute, des morgens von einem Anfall Augenmigräne (Hilfää!! - Dr. Google hilft - *puh*! ) heimgesucht, hatte ich's zunächst vergessen... aber dann fiel's mir doch noch ein... und da es mir soweit gut ging, machte ich mich auf den Weg... Ack... aber es hatten noch andere Menschen die Idee... Tja, leider war's kackevoll... und die nette Dame von Dussmann sagte uns beizeiten in der Schlange, dass "unten" (im Keller) schon voll ist, aber man nun anstünde, um oberhalb davon auf den großen Monitor mit der Übertragung zu schauen... Schließlich geht ein großer Schwung Leute rein... (ähnlich wie bei der Bowienale).... aber dann stockt es wieder... Ok.. ich verabschiede mich vom Plan der Buchsignierung (bestimmt zu voll) und hoffe, wenigstens die Diskussion, wenn auch per TV, anhören zu können... Einige straucheln, besonders die Alten und Schwachen ("Muss man da stehen?").... - jaja, so gehtz! . Und ich gestehe, ich habe mich derweil - papeteriewarenstudierend - geschickt nach vorne gewieselt... Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass zu diesem Zeitpunkt nicht genau klar war, ob überhaupt noch jemand reingelassen wird. Manche überlegen, ob sie den Lift nehmen sollen? (sollte man mal probieren). YES! Dann lassen sie einen Schwung Leute rein und ich bin dabei... (es fällt auf, dass man sehr luftig stand... aber immer noch Leute ausgesperrt waren.. offenbar ist nur eine gewisse Anzahl Menschen zulässig, aus irgendwelchen Sicherheitsgründen?) Beziehe Posten am Fuße der Sphinx! Denn sonst hätt ich wohl gar nix gesehen - doch, auf's "Sehen" kommt's nun auch nicht so an, sondern mehr auf's Hören. Trotzdem, ich bleibe hier auf dem unteren Vorsprung des Sphinx-Sockels stehen... Die Ohren muss man trotzdem spitzen. Zwar wurde lauter gemacht, als die Leute reihenweise "lauter!" riefen, aber es hätte ruhig noch etwas mehr Power sein können (Note to Dussmann: NOCH lauter nächstes Mal, bitte!) - etwas schräg nur der Securist, der mich darauf hinweist, dass mein zwischen den Pfoten der Sphinx deponierter Rucksack ein zu entfernender sei... da die "Sphinx echt" sei... und "dass das teuer für mich werden könnte (wenn sie Schaden nimmt)..." Aha, denke ich da... ... die Sphinx hat 3,5-tausend Jahre überdauert... aber mein äußerst weicher, anschmiegsamer und recht sauberer Strand-Books-Rucksack bereitet ihr nun endgültig den Garaus! Na, gut, aber wir sind ja nicht so - Rucksack entfernt...... Klein Bo zurückgepfiffen (Scheiße, die Nase!!).... .... das Tempotuch, das da rumflattert, ist aber nicht von mir... Schreibe nun eifrig ins Bokalenderbooklet... welches neben dem linken Vorderfuß der Sphinx - ohne sie zu touchieren - einen guten Platz hat... Noch blöder allerdings als der durchaus höfliche Securist ist der Dummwatz, der einige Zeit später, da lief die Veranstaltung schon lange, plötzlich, obwohl vieeel Platz da war, direkt hinter mir mit seiner Frau stand und das laute Palavern anfing, so dass ich mich genötigt sah, um Ruhe zu bitten, worauf der Typ (klassischer Oberlehrer) mir erklärte, da ich ja da oben auf dem Sphinxsockel stünde, würde ich ihm die Sicht nehmen (es gab keinen Grund, genau hinter mir zu stehen - ich war buchstäblich letzte Reihe und neben + vor mir viel Platz) und außerdem habe er vorhin beobachtet, dass ich ja - böseböse - meinen Rucksack an den Pfoten der Sphinx deponiert hatte...was die Aufmerksamkeit des Securisten erregt habe.... und deshalb lasse er sich von mir gar nixchts sagen! (meine Güte, was ein ARRRRRRRRR******* - manchmal frag ich mich, was für Leute zu denselben Veranstaltungen wie ich gehen!!!!) Das lenkt total vom Wichtigen ab! H.W. Sinn, S. Wagenknecht, Moderator (Name vergessen) Es wurde pünktlich ca. u 19:00 angefangen... und gut eine Stunde diskutiert! Ich habe ja durchaus Sympathien für Frau Wagenknecht, die sich auch in ihrer Fraktion gern als Querdenkerin zeigt... Weniger große Sympathien hatte ich in der ferneren Vergangenheit für Professeor Sinn, was ihm den naheliegenden Spitznamen "Unsinn" eingebracht hat. Allerdings überraschte auch er in der jüngeren Vergangenheit, vor allem seit er im Ruhestand ist, durch interessante Äußerungen, die zumindest zeigen, dass er ebenfalls dem Denken nicht abgeneigt ist. Und, wenn Prof. Sinn und Frau Wagenknecht aufeinandertreffen, kann das eigentlich nur spannend sein! Aus dem Programm: Ich habe ein wenig mitgeschrieben...: Es ging um die Buchvorstellung von Fau Wagenknechts neuem Werk "Reichtum ohne Gier". Im Gegensatz zu vielen Altlinken, hat sie durchaus erkannt, dass die Kuh, deren Milch verteilt wird, erst gezüchtet werden muss... Ein Skandal allerdings sei die Verteilung der Gewinne... einerseits die steigende Armut viel zu vieler Menschen, was auch zu Entmündigung der Menschen führe... und dass andererseits andere Menschen nur durch Erbe und Aktienbesitz reich seien... also auch nichts mehr mit dem Unternehmen direkt zu tun hätten und das primäre Interesse der kurzfristigen Gewinnmaximierung verfolgten - auf Kosten derjenigen, die die Gewinne erarbeiten. Besonders Hedgefonds sind da zu nennen. Die Frage also sei, wie man einerseits für gerechtere Verteilung sorgen und andererseits dennoch Unternehmer Gewinne machen lässt... und dafür sorgt, dass die Gewinne auch wieder investiert werden.... und zwar an den richtigen Stellen... Außerdem seien Unternehmen auf langfristige Investitionen angewiesen. Es gebe eine große Resignation im Lande und keine Ideen. Sie habe das Buch geschrieben, um darüber nachzudenken, wie eine Alternative aussehen könnte - mit einer Wirtschaftsweise, die den Wohlstand erwirtschaftet und auch unters Volk bringt..! Denn es sei wichtig, dass Menschen davon ausgehen könnten, dass es ihnen und vor allem ihren Kindern in Zukunft mindestens genauso gut geht wie heute. Und dieses Bewusstsein fehle heute. Ein wichtiger Faktor sei außerdem der Produktivitätszuwachs... so könnten die Menschen doch eigentlich weniger arbeiten müssen, was eigentlich gut sei.... ebenso wie der Wegfall dämlicher Jobs durch Rationalisierung.... Hier stelle sich die Frage nach der "Balance" im Leben... also das Maß an Freizeit und Arbeit und Wohlstand...! Das Problem sei andererseits die Globalisierung, die dafür gesorgt habe, dass das Kapital sich gern in Länder mit wenig Lohnkosten verlagert...etc.. Es müsse aber kein Naturgesetz sein, dass, wenn im einen Teil der Welt Wohlstand wachse, er im anderen Teil der Welt abnehmen müsse... Außerdem werde hier Schindluder getrieben mit den Statistiken, Arbeitslosigkeit sei niedrig, aber nur dank prekärer Jobs, von denen niemand leben könne... und einen Fachkräftemangel gebe es auch nicht, wenn so viele Facharbeiter in prekären Jobs stecken... Interessanterweise stimmte Professor Sinn bei vielen Thesen Wagenknechts zu... betonte allerdings die "Akkumulationskraft des Kapitals" - also, dass es ohne eine gewisse Dynamik und Konzentration auch keine Innovation und Fortschritt gibt (was auch schon Marx erkannt habe).. und er war skeptisch bezüglich der diversen "Alternativen", die in der Vergangenheit meist nie geklappt hätten... Monopol- und Kasinokapitalismus allerdings seien, so Sinn wörtlich, "des Teufels". Auch er sah durchaus das Problem der Armut im Lande - in Deutschland gebe es geringe Arbeitslosenzahl, richtig, aber dank prekärer Jobs - - es gebe ein Verteilungsproblem.... Aber es würde sehr viel Geld umverteilt durch den Sozialstaat. Solche Jobs würden durch Staatsgeld "aufgestockt", um den Menschen einen gewissen Standart zu ermöglichen... Deutschland stehe unter den OECD-Ländern an erster Stelle, was Umverteilung angeht... Bei der Feststellung des Mißstandes gab es also durchaus weniger Diskrepanzen als man erwartet hätte! Das mit der Life-Balance aber sah er etwas anders... und erinnerte an die "Maori", denen man einstmals Stahläxte gegeben hatte, damit sie damit besser und schneller arbeiten könnten (=und damit Gewinne erwirtschaften, so der kluge weiße Mann). Doch die Maori hätten die Äxte benutzt, um damit schneller das Nötige zu erarbeiten und dafür mehr Freizeit zu haben und mehr zu schlafen... Prof. Sinn hakte aber noch ein bezüglich des Begriffes "Neoliberalismus", der im heutigen Diskurs als Schimpfwort gebraucht werde. Dem stellte Wagenknecht den "Ordoliberalismus" entgegegen, der mit mehr Regeln versehen sei. Tatsächlich aber sei der Begriff "Neoliberalismus" in den 30ern aufgekommen, um eine "mit Regeln" versehene Form des Kapitalismus zu bezeichnen - als Gegensatz zum damals herrschenden "Laissez-faire"-Kapitalismus. Also, eigentlich würd der damalige "Neoliberalismus" dem heutigen "Ordoliberalismus" entssprechen, und der heutige Begriff vom "Neoliberalismus" dem damaligen "Laissez-faire"-Kapitalismus... Ebenfalls kam es zu Meinungsverschiedenheit bezüglich der Investitionsfreudigkeit der Unternehmen - bzw. wie sehr man Geld und gute Ideen (z,.b. Startups) zusammenbringt... Frau Wagenknecht brachte einen "Investitionsfond" ins Gespräch, der aus Gewinnen gespeist würde. Prof. Sinn aber hakte nach, wer darüber entscheiden solle? Und dass am Ende eigentlich immer der Vermögensbesitzer entscheiden würde, wem er sein Geld gibt... Tatsächlich sah er die Invesitionstätigkeit in Deutschland viel positiver ("Berlin ist hat viele Startups" - "Dt. Mittelstand ist in aller Welt tätig und spitze") als Frau Wagenknecht ("Warum aber ist Deutschland bei vielen Technologien so abgehängt...?" - und "Startups" generieren selten viele Arbeitsplätze") .. leider aber, da war man sich einig, wird nur eines von zehn Startups ein Erfolg...! Um 20:00 pünktlich wurde die gerade etwas erhitzte Diskussion beendet... Fragen aus dem Publikum gab es nicht, wohl aber die Möglichkeit, sich ein Buch signieren zu lassen... Tja.. erst dachte ich, keine Chance! Besser fix nach Haus radeln und Ramoana hören... Aber dann sah ich doch, dass sich oben schnell leerte... und man nun direkt hinuntergehen konnte... und die Schlange war auch gar nicht mehr so lange... ...also fix ein Buch gekauft und eingereiht... Und, wie ich da noch stehe... da seh ich, dass Prof. Sinn auch am dunklen Rande herumsteht und es auch ein (recht preiswertes und interessant aussehendes) Buch ("Gefangen im Euro") von ihm gibt... also genauso fix noch ein Autogramm geholt... Und... ab nach Haus! Wie wir sehen, hat Frau W. offenbar schon recht viele Bücher signiert.. ------------------------------------ Dr. Z. 2016 first published on Davidbowie.de, 2016 -- Back to Z_Journal |