Sept 2017

documenta 14

(geht noch bis 17. September)


Wir waren am Wochenend (2./3.Sept) in Kassel auf der Documenta....! 
...und...
... ehrlich gesagt...
....wir waren nicht sooo ganz begeistert!
Die Erfahrung war... durchwachsen....

Das kleine Bo war schon zu Beginn erbost, weil wir den Bowie im Video von Theo Eshetu in der ,,Neuen Neuen Galerie"* nicht fanden - ein schlechtes Omen für den Besuch... !
*(...geht es noch blöder bei der Namensfindung? Das erinnert an den Sat1- ,,Film Film". Warum nicht einfach ,,Hauptpost" oder von mir aus ,,Post-Galerie" oder sowas?)


Kommen wir nun zur Ausstellung!



Hier geht es lang!



Wie schon erwähnt.... es gab zwar einige interessante Dinge... aber... wir waren nicht restlos begeistert.
Vielleicht liegt es am Alter? Ist Documenta nur was für die junge Jugend?
Oder werde ich generell etwas ausstellungsmüde, indem ich die hehren Hallen immer häufiger mit schnellem Schritt durchmesse und die ausgestellten Werke nur eines kurzen Blickes würdige, um festzustellen, ob ein weiterer, tieferer Blick denn lohnenswert wäre...? - und meist war er es nicht. Doch nein, andere Ausstellungen der jüngeren Zeit hab ich immernoch mit viel Zeitaufwand gewürdigt...

Wir hatten auch nur ein Wochenende... das wollte genutzt sein, also war eine gewisse Hast nicht zu vermeiden.
Immerhin haben wir an zwei Tagen folgende Orte geschafft:
Neue neue Galerie (aka Hauptpost)
Neue Galerie (aka Neue Galerie)
Palais Bellevue
Fridericianum
Documentahalle
Blood Mill vor der Orangerie
Alte Unterführung am Hauptbahnhof

Aber, anders als in früheren Jahren, gab es wenig, was meinen Blick dauerhaft gefesselt und meinen Kopf über den Tag hinaus beschäftigt hätte.... weder inhaltlich, noch formal oder visuell.... 
.... wenn auch manches durchaus nett anzusehen war uns uns auch gefallen hat bzw.  interessant war. 
Documenta ist kein Jahrmarkt, aber es fehlten ein paar "Sensationen" und Irritationen zum Staunen und zur Welterweiterung!
Allerdings haben wir auch nicht alles gesehen.

,,Früher war mehr Lametta", grunzt das Bo.

Vor allem die Videos hab ich mir bis auf einige wenige gespart - oder einem raschen Schnellurteil unterzogen, was vielleicht nicht immer gerechtfertigt sein könnte. Eigentlich wurden sie nur geschaut, wenn uns nach ,,Ausruhen" war und dringend eine Pause benötigt wurde.
Kann sein, dass ich die wirklich guten Sachen einfach nicht gesehen habe - aber, das, was ich gesehen habe, und das war eine ganze Menge, das hat mich - in seiner Gesamtheit - sogar ein wenig geärgert...

...und zwar deshalb:


1. Zuviel Politik.
Generell habe ich nichts gegen Politische Kunst. Der von mir reichlich mit Dauerkarte frequentierten Documenta IX von 1992 warf ich damals vor, zu unpolitisch zu sein und zuviel Bauchnabelschau zu betreiben , auch wenn sie ansonsten hübsch verspielt und auch formal herausfordernd gewesen ist. Diese hier war das genaue Gegenteil. Ich glaube, da war kaum ein Werk ohne politische Aussage. Vieles war  dabei redundant und wiederholte sich.


2. Gastländer?
Die Frankfurter Buchmesse hat jedes Jahr ein Gastland -  nun auch die Documenta? Nun kann das durchaus reizvoll ein, wie z.b. bei der letzten Documenta der Brückenschlag nach Afghanistan. Da gab es einige, sehr beeindruckende, aktuelle Werke zu sehen.
Nun also Griechenland?
Nichts gegen Griechenland, es ist ein interessantes Land. Und nichts gegen politische Kunst aus Griechenland.
Aber, mir war es definitiv zuviel Griechenland. Fast das ganze Fridericianum war voll davon!




3. Retrospektive?
Griechische politische Gegenwartskunst wäre in Bezug auf das Krisenerleben der letzten Jahre sicherlich auch noch interessant, oder bezüglich der Vorgänge auf Lesbos.
Aber... die finden wir nicht... oder kaum....
Warum ist ein Großteil des Fridericianums voller historischer griechischer Kunst der letzten 60 Jahre? Das war eher eine Retrospektive als Gegenwartskunst. 
Ich will jetzt nicht über die ausgestellten Dinge urteilen, einiges war durchaus interessant, aber das meiste war einfach.... alt! Und man kennt ,,sowas" schon aus den letzten 60 Jahren.
Auch in der ,,Neuen Galerie" gab es zwar weniger Griechisches, aber noch viel Historischeres aus den letzten 200 Jahren zu sehen, sowohl Bilder wie Artefakte.



Ein Retrospektive-Aspekt kann auch bei einer Gegenwartsausstellung sinnvoll sein, wenn er in Bezug zur Gegenwart gesetzt wird. Da kann das durchaus passen, wenn Barlachs ,,Russische Bettlerin" (1907) aufgestellt wird, oder wenn ein wenig augenzwinkernd die Rezeption auf eine frühere Documenta thematisiert wird, wie in der Fotoserie zur ,,Dokumenta II" (1959) von Hans Haacke.



...aber hier war es einfach zu viel des alten Krams und es wirkte teilweise unmotiviert.



4. Zuviel PC und Agitprop. Zu konkret.
Politische Kunst ist das eine, Agitprop das andere. Wie erwähnt, sind viele Kunstwerke politisch, was allein noch kein Grund zur Sorge wäre. Doch sind sie in der Aussage weder subtil noch mehrdeutig, sondern derart voll Ars*h-auf-Eimer, dass es kracht.
Dies liegt nicht immer an der Kunst selbst, sondern vor allem an der kathederhaften Inszenierung. Als Freigeist fühlt man sich da unterfordert (sagt das Bo).
Denn, damit wir gar nicht erst ins Nachsinnen über die Werke kommen, hängt neben vielen Exponaten gleich ein Interpretationstext (mit überkonsequentem und bisweilen die Leserlichkeit beeinträchtigendem ,,Binnen-I"), der sehr wenig vieldeutig ist und allzu oft auch noch viel zu konkrete politische Positionierungen und Apelle enthält. Sowas hätte ich vor Jahren in der DDR erwartet... aber nicht in einer Kunstaustellung zur Gegenwartskunst der angeblich freiesten Welt, die es je gegeben hat (hüstel). Eine solche sollte sich kryptisch wie ein Bowiesong geben dürfen und ihre Wirkung sublim auf verschiedenen Ebenen entfalten.
Dazu passt, dass es erstaunlich wenig abstrakte Kunst zu sehen gab im Vergleich zu früheren Jahren. Das meiste war gegenständlich oder ,,readymade" - und dadurch leider oft sehr ,,ein-deutig".
 
Die angesprochenen Themen sind zudem sehr, sehr oft historisch. Sie rühren in alten Wunden wie Nazizeit und Kolonialismus/Sklaverei, Massaker und Ausbeutung. Durch die ganze Ausstellung zieht sich die ,,Anklage gegen den Westen". Das ist etwas einseitig.
Das soll nicht heißen, dass solche Themen nicht aufgearbeitet werden sollen, aber, ist die Documenta der richtige Rahmen dafür? Zumindest, wenn es so wenig "in Kunst transformiert"  geschieht wie hier?
Man könnte eigene Ausstellungen zur Sklavereigeschichte und ihren bis heute spürbaren Folgen machen, oder zur NS-Raubkunst (Thema Gurlitt*), aber ist das wirklich ein Thema für die Documenta? Zumindest in dieser Menge und Direktheit? 

*Aha, ich las heute, dass Adam Szymczyk offenbar plante, die Gurlitt-Sammlung auszustellen, was nicht geklappt hat. Das wäre sicher eine Sensation gewesen, aber immernoch stellt sich mir die Frage, ob das - bei aller Sensationalität - in den Rahmen der Documenta gehört?


vs.






Es gab auch aktuelleres - vor allem in der Documentahalle, wie z.b. die Flüchtlingskrise* (die Röhren von Hiwa K. oder die Schiffswrackteile von Guillermo Galindo), aber generell kam die Gegenwart (und Zukunft!) in der gesamten Ausstellung zu kurz.

 
 

* An dieser Stelle ist zu ergänzen, dass bereits - ich glaube 2002 - im Hauptbahnhof ein Film zum Thema Mittelmeerflüchtlinge gezeigt wurde. Damals war das Thema neu und erschütternd und der Film verfehlte seine Wirkung nicht. Hier wäre ein Rückbezug sogar passend gewesen, denn damals sprach niemand drüber und der Film schockierte. Heute spricht alles drüber und das Thema wird ... anders... rezipiert...


5. Wenig Bezug zur Stadt
In früheren Zeiten galt die Documenta als elitär und als abgehobener Fremdkörper, der alle 5Jahre mal in der eher rustikalen Arbeiterstadt Kassel Station machte .
Aber ,,Raumschiff Documenta" war gestern, so war man geneigt zu sagen nach der Documenta 2012, die sich sehr bemühte, auch auf die Stadt Kassel und ihre Bürger einzugehen. Da wurde das baufällige ,,Hugenottenhaus" zum Labor und das gerade in Umbau befindliche ,,Hotel Hessenland" (nun als modernes, aber artgerecht renoviertes ,,Day Inn"-Hotel in Betrieb) sowie der Weinbergbunker zum Ausstellungsort. Ich hatte den Eindruck, dass das bei der Kasseler Bevölkerung gut ankam.
Nun also haben wir im Jahr 2017 eine Documenta, die sich ganz besonders der Mißstände der Welt verschrieben hat, aber ich sehe wenige Anknüpfungspunkte an die Stadt und ihre Bürger (abgesehen vom Untergrundbahnhof).
Vielleicht hätte ich einen der angebotenen ,,Spaziergänge" mitmachen sollen? Aber, dazu fehlte die Zeit.



Ein Bürger gar, der den politischen Impetus allzu dankbar aufgriff und mit einem Plakat gegen die Kasseler Rüstungsschmieden demonstrierend vor dem Fridericianum auftauchte, bekam sogar Ärger.

Ergänzung: Sowohl Stadtbezug wie Aktualität hatte die Präsentation zum ,,NSU"-Komplex. Allerdings weiß ich auch nicht so reicht, ob ein solches Thema, zumindest so lange da soviel Nebel drum besteht, passend für die Documenta ist... außer, man thematisiert genau diesen ,,Nebel" in den heutigen ,,postfaktischen Zeiten".. das zugehörige Video hab ich leider nicht gesehen.



6. Die Auseinandersetzung mit der Gegenwart?
Das fragen wir uns und meinen das nicht nur politisch (s.o.), sondern auch formal und... ja, von mir aus auch sprituell? Wo ist die Tiefe? Wo die Kunstwerke, die wirklich ,,erschüttern" und den Horizont dehnen, ohne nur eindimensional belehrend zu sein? Wo sind die ,,offenen Fragen"?
Und wo ist z.b. die Auseinandersetzung mit den gar nicht mehr so ,,neuen" Medien? Mit Social Networks...? Virtuellen Realitäten? Egal, ob man diese Dinge schätzt oder nicht, aber sie sind inzwischen durchaus ,,weltprägend".
Wieder muss ich alte Documentas* heranziehen (*Documenten? Documentae? - Aha, ,,documenten" ist korrekt ! Documenta-Lexikon: D - Regiowiki  - wir schreiben aber lieber groß, um Irritationen zu vermeiden)
Wir erinnern uns:
1992 gab es schon eine Art ,,Internet-Simulation" über ein Chatportal, das nachts auf Hessen3 nach Sendeschluss im TV übertragen wurde. Und 2012 gab es den ,,Video-Walk" im Hauptbahnhof, wozu man ein Iphone ausgeliehen bekam.

Sicherlich liegt nicht unbedingt per se ein Segen darauf, auf jeden neuen ,,Bandwagon" aufzuspringen, aber in Anbetracht der massiven Umwälzungen, die es gerade in den letzten Jahren in diesem Bereich gegeben hat - und die da noch drohen, ist es ziemlich sträflich, das derart zu vernachlässigen.
Ich hätte mir z.b. vorstellen können, mittels Google-Brille einen ganz und gar virtuellen Ausstellungsraum zu betreten oder sowas... oder ,,Kunst, die aus einem 3-D-Drucker kommt" zum Heimgebrauch (Warhol 2.0.).... oder war es Absicht, solche Erwartungen extra zu konterkarieren, indem man ganz tief ins Archiv greift und dann 50-jährigen Atelierstaub von den eingelagerten Exponaten pusten muss? (das Bo hustete ein paarmal demonstrativ und meinte, das sei noch original Fall-Out von den Atomtests der 50er Jahre).



7. Humor
Auch der Humor kam zu kurz, zu Lachen gab es nur wenig. Vielleicht am ehesten noch die Schrumpfköpfe in der Neuen Galerie und die Verbrecherkunde, angewendet auf aktuelle Honoratioren - wäre aber auch was für's Titanic-Magazin.







Nun ein paar Dinge, die wir etwas näher betrachten:

Wir bitten an dieser Stelle um Nachsicht, wenn wir oft weder Ross noch Reiter nennen, weil wir uns meist eher an die Kunstwerke selbst erinnern und nicht an ihre Schöpfer und Titel...  Manchmal aber haben wir es uns gemerkt oder abfotografiert oder konnten es anhand der Broschüren rekonstruieren. Manches haben wir aber auch nur en passant gestreift und gar nichts drüber gelesen...





a.) Der die Zensuritis der Welt anklagende Bücher-Parthenon (Marta Minujin) vor dem Fridericianum macht optisch etwas her. Besonders bei Sonnenschein wirken die Bücher in Cellophan wie Mosaik.
Wir wunderten uns, dass da nicht schon Bücher herausvandalt wurden, kamen dann aber zu dem Schluss, dass Leute, die sich für solche Bücher interessieren, nicht herumvandalen, und dass andererseits die Vandalen sich nicht für Bücher und die Documenta interessieren.
Die Bücher, so war zu lesen, kamen aus Spenden. Mit fiel aber auf, dass sich diverse Titel sehr oft wiederholt haben, so dass ich vermute, dass hier kistenweise Remittenden verwurstet wurden.

Das Werk ist ein ,,Work in Dauerprogress"... das letzte Buch soll am 9.9. angebracht werden - und ab dem 10. September werden die Bücher wieder verteilt:
Parthenon der Bücher: Erst Feier, dann Bücherverteilung | documenta




Im Übrigen mahnen wir, sich in Anbetracht aktueller ,,Maas-losigkeiten" vor Selbstgefälligkeit bei diesem Thema zu hüten.



b.) Der Blind Room (Irena Haiduk) in der Hauptpost. Das war zumindest eine interessante Erfahrung. Auf sehr bequemen Liegestühlen lauschte man in völliger Dunkelheit einer 28 Minuten langen Soundinstallation. Schön waren die Sessel und die Dunkelheit. Der Sound hingegen... mhm.. wieder ein politischer Vortrag. Ich hatte eigentlich mit Musik oder Geräuschen und lustigen Stereoerfahrungen gerechnet.... stattdessen wurde von zwei Damen ein englischsprachiger Dialog zum Thema ,,Regime Changes" vorgetragen - und dies nichtmal besonders gut. Zuerst dachte ich, es wäre eine George-Soros-Werbeveranstaltung, aber im letzten Drittel kamen dann noch kritische Anmerkungen mit dem Hinweis auf "Stratfor". Doch so ganz hat mich der Text nicht überzeugt, enthielt im Prinzip nix Neues, außer dem Begriff des ,,Waiting", das am Ende eines solchen Regimechanges /Revolution steht... das Warten/Hoffen des Volkes darauf, dass es besser wird... was selten eintritt, derweil externe Konzerne das Land plündern....

[leider kein Foto]

Drin sah es aber etwa so aus:



c.) Das Eshetu-Video ,,Atlas Fractured" . Obwohl ich Bowie nicht entdeckt habe, war es ein gut gemachtes und visuell anregendes und mit einer gewissen Kryptik behaftetes Großvideo, wovon man sich gern ein wenig einlullen und mental entführen lässt...





d.) Das große Känguruh-bild von Gordon Hookey.
Es gefiel meinem Jackalope und dem kleinen Bo und also auch mir.




e.) ,,Das Parlament der Körper (Andreas Angelidakis). Sitzpolster mit Spielwert in Flecktarn. Das machte Spaß - groß und vor allem klein (nein, nicht ganz klein. Das Bo fürchtete, zerdrückt zu werden und flüchtete in meinen linksgewendeten Rucksack).
Gut für eine Rast.

Blick von oben:




f.) Die s/w-Fotos von Heuhaufen (Lala Meredith Vula) im ,,Bellevue" neben der ,,Neuen Galerie".
Die wirkten seltsam lebendig. Hab ich mir gern angeschaut.





g.) Bill Violas Video ,,The Raft" im Fridericianum (2004). Eigentlich eine simple Idee aber sehr gut umgesetzt (und ich glaube, ich habe es schonmal irgendwo gesehen...)

Aha, es ist auf Youtube:
Bill Viola ,,the raft" (10:23)



h.) Den elektrifizierten Brauereischrott (Mona Hatoum) im Fridericianum (,,Fix Gebäude"). Das hatte eine gewisse, mir sympathische Ästhetik und Verspieltheit. Allerdings waren wir uns einig, dass das Kunstwerk noch optimierbar ist. Es war zuviel Schrott zu wahllos aufgestapelt. Weniger wäre hier mehr gewesen...
Außerdem ergab die Interpretation auch nichts wirklich Spannendes, da es sich im weitesten Sinne um einen Kommentar zur Gentrifizierung handelt:  Eine alte Braurerei in Athen wurde zu einem Museum umbgebaut....+  die Künstler machten aus dem Schrott Kunst...




Anregung:
Vor der ,,Martini Brauerei" in Kassel liegen derzeit drei riesige Raumschiffe auf Halde.
Da lässt sich doch was draus machen....






i.) Im Fridericianum im ersten Raum auf der rechten Seite hängt unüberhörbar das große Blech mit dem Elektromagneten (Takis - Gong) - nicht neu aber reizvoll. Macht viel Krach. Hübsche Dynamik durch den Magneten.
Genervte Besucher suchten den Sicherungskasten.




Ein Video (takis -gong)
Takis - Gong



j.) Die Bilder von Miriam Cahn in der Documentahalle. Sehr beunruhigend und sehr aktuell.






k.) Das kleine Bo mochte die Grammys in der Documentahalle. Hier ging es um den Afrikanischen Musiker Ali Farka Touré, der drei Grammys eingesackt hat. Leider ist er 2006 verstorben.

Ali Farka Touré - Wikipedia






...







l.) Die Mill of Blood (Antonio Vega Macotela) vor der Orangerie. Leider hatten wir zuwenig Zeit, um die gesamte Aue abzulatschen und nach Außenkunst zu durchsuchen, aber die ,,Bloodmill" war exponiert vor der Orangerie zu sehen. Auch hier werden wir wieder an unselige Vergangenheit erinnert, an die Ausbeutung indigener Bevölkerung durch (weiße) Silberminenbesitzer.
Die Mühle kann gedreht werden, das übernehmen meist Kinder oder andere übereifrige Besucher. Oben auf der Mühle sitzt jemand und wirft dann Silbermünzen durch eine Plastikröhre, die dann nach unten sausen - und leider unter dem Podest verschwinden.
Als wir dort ankamen, war die Plastikröhre verstopft. Die Münzen stapelten sich im Knick und es ging nichts mehr. Wir wunderten uns, warum der junge Mann daran so wild herumhämmerte, bis wenig später pünktlich um 18:00 die Vorführung losging. Da war die Röhre dann wieder freigepuhlt.






m.) Die dezent bewegten Bilder im Fridericianum (Costas Tsoclis). Der Fisch war allerdings zu zappelig und damit allzu offensichtlich.





n .) Die Öffnung der alten Bahnhofsunterführung.
Mich als Urbexer hat da natürlich mehr der alte Bahnhof als die dort ausgestellte Kunst interessiert... ...wir erinnern uns, früher fuhr hier vor dem Kasseler Hauptbahnhof unterirdisch die Linie 6... mit der ich regelmäßig nach Hause fuhr. Das war die berühmte ,,Kasseler U-Bahn" von ca. 200 Metern. Wie oft bin ich hier die Treppen runtergerannt, um die Bahn zu erwischen!?
Diese Unterführung war immer etwas berüchtigt, verschmutzt und roch komisch. Außerdem war es Treffpunkt von allerlei lichtscheuem Gesindel.... abends war es da durchaus gruselig. Einmal beobachtete ich eine Schlägerei auf dem Bahnsteig gegenüber.... zum Glück getrennt durch das damals als unüberwindbar betrachtete Gleisbett...
2005 wurde der Bahnsteig stillgelegt, während die Unterführung offenbar noch als Fußgängerweg genutzt wurde, bis dann wenig später (vermutl 2010) der Zugang ganz und gar verschlossen und optisch der Umgebung bis zur Unentdeckbarkeit angeglichen wurde, so daß ich schon vergessen hatte, wo er überhaupt gewesen war.
Nun also ist dieser Zugang für die Documenta wieder geöffnet worden!

Hier geht es hinein:



Am Anfang des Weges wurden die alten Kacheln geweißt... wohl um arglose Besucher nicht allzusehr zu verschrecken...



Doch hinter der nächsten Ecke sieht man die dunklen Kacheln



Hier ist auch Kunst...


...und der Rest des alten Kassel-Mosaiks..



Da sind die Treppen nach unten zu den Gleisen. Die Rolltreppen sind stillgelegt.
Wir müssen die Nichtrolltreppe benutzen.



Da ist die Kunst.







Die große Videoinstallation ist mitten im Gleisbett...


...hier durfte man früher nicht stehen


Die Videomonitore...


Der Blick hinter die Videowand in den verschlossenen Tunnel.
Hinter der Wand fährt jetzt wohl die ,,neue Kasseler U-Bahn", die nun direkt vom Bahnsteig des Hauptbahnhofes in die Stadt fährt.



Es hängt noch ein Plakat von 2005 am Bahnsteig.




Noch 2 Plakate



Oben im Durchgang hängt eins von 2010.



Die beiden Uhren stehen still




Noch ein paar Bilder:












Als käme gleich die nächste Bahn...




Durch den Tunnel geht es ins Freie...






Blick zurück:



Sowas sagt mir sehr zu....
...und anscheinend nicht nur mir...



;)


Wieder draußen:





;)




Katalog und Shop

Anders als in früheren Zeiten war das Angebot im Shop eher überschaubar. Es gab ein wenig durchaus netten Merchandize, wie z.b. kleine Turnbeutelrucksäcke, an denen ein Schild angebracht war, dass man sie nicht mit in die Ausstellung nehmen darf... nette Socken und Bleistifte und ähnliches...
Was aber fehlte, das war der ,,Documenta Buchladen". Sowas gab es hier zumindest einmal bei einer der letzten Documenten: Ein Container, der überquoll vor Documenta-Literatur - auch der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Auch die aktuell erhältlichen Begleitwerke waren etwas mangelhaft. In früheren Jahren gab es meist einen großen, dicken, fetten, teuren Katalog und ein kleineres, bezahlbares Buch mit einer Grundübersicht über die gesamte Ausstellung. Ich hoffte, ein solches zu finden. Doch stattdessen gab es eine Art Katalog, der aber nicht so ausführlich war wie gewohnt, und ein ominöses Documenta-Tagebuch, das aber auch nicht alles abdeckte. Etwas wie den ,,Guide" letzter Jahre gab es nicht. Stattdessen nur ein schmales Heft zur Orientierung für 2,50 €, das aber auch noch Seitenschinderei enthält und zum Teil wiederholt, was in dem Gratisplan zu sehen ist, den man beim Eingang sowieso bekommt.






Lob des gemeinen Documentabesuchers

Außerdem muss ich mal wieder die Documentabesucher loben. 2012 hab ich mein Handy liegenlassen und habe es dank ehrlicher Finder wiederbekommen.... dieses Jahr ließ ich die (im Jahre 2012 noch ganz und gar unnötige) Lesebrille liegen.... die zwar nur 1€ gekostet hat, aber ohne die ich ziemlich blind gewesen wäre... aber jemand nettes fand sie und gab sie beim Documenta-Fundbüro ab.


Auch in der Schlange vor der ,,Neuen Galerie" hatten wir recht viel Spaß mit den anderen Queuern... und generell hab ich mich in der Ausstellung selbst eigentlich nie über meine Mitbesucher geärgert, obwohl es manchmal auch recht voll gewesen ist, was, wie wir wissen, oft zu Lasten der Nerven und der guten Laune geht....

Am Samstag gab es lange Warteschlangen. Aber am Sonntag kamen wir problemlos überall rein.





Noch ein paar Eindrücke

Aus einem Kunstwerk zum Thema ,,Von den Nazis geraubte Bücher"

(Maria Eichhorn, Rose Valland Institute)

Noch mehr Bücher



Das Indigo-Kunstwerk


Eingang im Fridericianum



Alte Geräte ...

Bolex?


Mehr Technik




Diese Videos fanden wir recht ansprechend. Sie erinnerten mich an die ,,Hunger City"-Animation der Bowie-Ausstellung



Dekorative Fotografien des Nachthimmels



skulls & bones (Rentierschädel)



Etwas Abstraktes...




,,Social Dissonance"
- da fand leider nichts statt als wir da waren.

gross: http://www.bowiefun.com/stuff/documenta2017/socdis.jpg
info:
Social Dissonance - documenta 14
youtubechannel


Iver Jaks



Reuse?



Detail...


Mehr Details..



Bomb...



Autsch.



loo




In der Hauptpost:


vs.

(im selben Gang gegenüber)



Relikt in der Hauptpost



Diese Maschine in der Cafeteria hatte es mir angetan

(dem kleinen Bo weniger)


Pink



Das wäre ein cooles CD-Cover


Oder sowas?





Dieses Kunstwerk wurde verbrannt.
Wir dachten erst an einen Fall von Vandalismus, aber es war Absicht des Künstlers


vs.



Das ,,Traum-Weber"-Kunstwerk:



,,famine sketches"(Zainul Abedin, 1943)



Lorenza Böttner - Maler/in ohne Arme



Mirror, Mirror..




Gehört wohl auch ins Museum...




Diese Dinger fanden wir gleich mehrfach:


Hier besonders viele davon:

(das kriegt den Preis für das schwerste Kunstwerk)


...wie auch die schwarzen Seifen, die wir zumindest zweimal gesehen haben


...und die man käuflich erwerben konnte....


...wie auch die Schuhe ohne Fersen



Zwei Rollen bitte..!  (Stacheldraht)

Ach, so, die waren gar nicht zu verkaufen.



Wir wissen nicht, auf welches Kunstwerk sich dieser Hinweis bezog. Normalerweise ist das Fotografieren auf der Documenta erlaubt und kein Problem:




Es geht durch die Welt ein Geflüster... (Pope L.)



Von Schwarzen hergestelltes Schwarzbier



Qualm über dem Fridericianumsturm



Interessante Installation zum selbsttätigen Schließen der Klotür in der Hauptpost





Videos:
Das Video ,,the dust channel" von Roee Rosen konnten wir mangels Zeit nicht sehen.
Angeblich soll ein Staubsauger eine Hauptrolle spielen
Hier ist ein Teaser:
https://vimeo-link.

Dafür sahen wir uns ,,Empirical data" von George Drivas an
Teaser:
https://vimeo-link.
Kurzkritik: kafkaesk, schöne Bilder, aber etwas lang.



Außerhalb der Ausstellung:

Documenta-Eis



Ketwurst



Graffitikunst


...unweit der Hauptpost

..und in der Treppenstraße




noch eins.



Klebi in einer Unterführung



Eno und Visconti sind auch schon da... (nur Bowie nicht, s.o.)







Und, wer hat das wohl so hingelegt im ,,Tedi"-Shop?




Und das hier war gar nicht in Kassel, wir fanden es aber hübsch.






"Z" wie "Zwischengeschoss"


Café in der Documentahalle:



puh... endlich ein Bo!

bei ,,Scheibenbeisser" im Schaufenster





PPS....
Hier noch ein Link zum Bericht von 2012. Wir sehen, vieles hat sich nicht verändert. Auch die Eintrittspreise sind mit 22€/ Tageskarte und 38€/2-Tageskarte fast gleich geblieben
Documenta 13 (2012)

Sogar am Rucksackdrama hat sich nichts geändert.



In die ,,Neue Neue Galerie" (aka Hauptpost) haben sie mich noch problemlos mit meinem klitzekleinen Microrucksack (,,UltraSil Day Pack, Marke Sea to Summit", Leergewicht 68g) reingelassen, welchen ich (diesesmal extra) fast leer und fast unsichtbar locker über der Schulter hängen hatte, doch in der ,,Neuen Galerie" (aka Neue Galerie) hatte ich einen Disput mit einer Eingangstrulla.

Sie (ich war schon fast durch): ,,Oha! Warten Sie mal... ist das ein... Rucksack?"
Ich: ,,Nö..."
Sie: ,,Doch... das IST ein Rucksack!"
Ich: ,,Nö... ein Beutel... mit zwei Henkeln..."
Sie: ,,Nein, ein Rucksack!"
Ich: ,,...ein Turnbeutel..."
Sie: ,,Damit kann ich Sie nicht reinlassen!" (wir hatten etwa 1 h angestanden).
Ich: *knurr* ,,Da ist doch kaum was drin!" (genaugenommen Handy, Miniatur-Wasserfläschlein, Taschentücher, eine weiche Kameratasche, Kaugummis, Zigaretten...)
Sie: ,,Den müssen Sie abgeben!" (sie deutet zum Garderobencontainer, wo eine kleine Schlange wartet)
+ (gnädig): ,,Sie können dann auch gleich wieder hier zum Eingang kommen"
Eine meiner Begleiterinnen bietet sich an, meinen Kram in ihre (große, schwere, voluminöse, nicht beanstandete Riesenumhängetasche aus massivem Glanzleder hineinzutun. Ich beginne, den Inhalt aus dem Säcklein zu holen, die Dame gibt mir noch eine Plastiktüte (kompostierbar).
Dann will ich das nun geleerte, fluffige Leichgewicht von Minirucksack zusammenfalten und einstecken, als die scharfe Stimme der Trulla ertönt:
Sie: ,,Den müssen Sie abgeben, woher weiß ich denn, dass Sie ihn innendrin nicht wieder... ....blablabla.."
Ich stoße irgendeine Verwünschung aus und schleiche langsam in Richtung des Garderobencontaners. Der Trulla den Rücken zuwendend, verpacke ich den Mini-Ultra-Sil-Seat-to-Summit-Microrucksack in seiner eigenen Minitasche im Innern...worauf er nicht größer ist als mein Portemonnaie, .... laufe einen kleinen Bogen um den Garderobencontainer, derweil ich das kleine Päckchen, welches von der Werbung auch als Schlüsselanhänger angepriesen wird, mit in die (kompostierbare) Plastiktüte zu meinem anderen Kram stopfe, und gehe wieder zum Eingang, wo man mich nun passieren lässt.
Sea To Summit Ultra-Sil Day Pack ab 29,95 € - wildnissport.de
http://www.bowiefun.com/stuff/documenta2017/sts.jpg
Unnötig zu erwähnen, was für riesige Reisetaschen und Koffer derweil unangefochten den Eingang zur ,,Neuen Galerie" passieren durften....

Am nächsten Tag nutzte ich den Beutel erneut, aber wende ihn auf links, so waren die Träger innendrin und unsichtbar. Damit erntete ich beim Eintritt ins Fridericianum zwar einen etwas forschenden Blick, aber da nichts herauschaute, ließ man mich passieren...

;)





U-Bootwolke



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Und, Nein! DAS muss jetzt wirklich nicht sein!




[editierungen vorbehalten]

 8)








[10.09.2017, 20:49]


Gestern wurde das letzte Buch angebracht...

Und seit heute wird der "Bücher Parthenon" wieder abgebaut und die Bücher unters Volk gebracht... 


Youtube: documenta 14: Parthenon wird abgebaut: Bücher an Besucher verschenkt


Kunst: Abbau des documenta-Parthenons - Besucher reißen Bücher ab | ZEIT ONLINE




[14.09.2017]

Ui... Documenta war fast pleite...
documenta Kassel: Der Weg zur abgewendeten Pleite  | documenta












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Dr. Z. 2017
first published on Davidbowie.de, 2017
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