David Bowie im Film - Vortrag von Andreas Jacke, 3.9.14 in der Urania
Tja.... ich war ja nun da beim Vortrag von Herrn Jacke... http://www.urania.de/programm/2014/w135/ Und... was soll man sagen, Herr Jacke ist eben Herr Jacke... Also, wir kennen ja schon einige seiner steilen Thesen und hier wurde sich auch schon ausgiebig darüber echauffiert... Eine Dame sprach beim Rausgehen von "Hie und da die Fußnägel gekräuselt".... Nun, soweit würd ich nicht gehen. Oder eben, ja, hie und da… Ich fand es schon interessant... aber ich blocke immer ein wenig ab, wenn der Psycho-Bowie-Borderline - Kram reinkommt, und das ganze Freud-Ödipus-Mantra-… Liegt aber auch daran, dass ich eigentlich bis heute nicht so richtig weiß, was "Borderline" eigentlich ist. Und, ja, ich hab auch nochwas gelernt! Es war leider nicht sehr gut besucht - ob das wohl zum einen am Fussball (peinlich, peinlich, ob der Gouchotanz schuld ist?) und am Film "Boyhood" im Nebensaal lag? Der Vortrag war aber recht unterhaltsam, Jacke hat gut gesprochen und dazu gab's Filmausschnitte vom Bo. Schade nur, dass diese Ausschnitte aus den Filmen selten im Original, sondern die deutsche Synchrofassung waren - gerade bei "Prestige" ist das doof, wegen des schönen Akzentes...(außerdem hätte ich da noch die Endszene von Tesla gebracht, wo er in der Kutsche sitzt.... dieser Blick ist Unvergleichlich!!!) So, aber von Anfang! Die These, die Jacke zu überprüfen trachtete, war, dass Bowies Filmrollen stark mit seiner Biografie verknüpft sind… Als Beispiele gab es Baal, TMWFTE, MerryXmas, Begierde, Laby und dann noch Prestige. Dazu noch ein Ausschnitt von Storytellers Angefangen hat’s mit einem Ausschnitt aus „Baal“. Jacke hat ein wenig drüber erzählt, dass Bo da auch wenig Geld für bekam und das ganze nur einmal bei der BBC gelaufen ist… und danach im Hansastudio der Soundtrack aufgenommen wurde, und auch dass R.W. Fassbinder auch mal den „Baal“ gespielt hätte. Außerdem verliest er einen der Texte im Original von Brecht (Remembering Mary A). Jacke zog eine Parallele zwischen dem alkoholoschen, animalischen Baal und Bowie , der da gerade in Berlin gewohnt habe und auch da sich vor allem alkoholmäßig habe etwas gehen lassen…(war das so? Laut Edu wurde doch zumindest im Studio nur mal ein „Kindl“ getrunken..?) (kurz vorher etwa hat Bo Elephantman gespielt) Nun, dann kam ein Kommentar zu Bowies „Eklektizismus“, der sich überall eben das herauspicke, das ihn interessiert. Und das sei – achtung – typisch für Borderliner. Ist es das? Naja, jedenfalls habe in den 70ern Bowie sehr den Drogen zugesprochen und eine Psychose erlitten - und sei deshalb nach Berlin, um da von den Drogen loszukommen. Und da sei er depressiv gewesen - was sich in Alben wie „Low“ vor allem niedergeschlagen habe (das Jacke für eins der besten hält). Low enthielt aber vor allem auch Tracks, die Bowie als „Soundtrack“ für TMWFTE komponiert habe. Aber Roeg hatte schon einen anderen Soundtrack und Bo hat ihm dann „Low“ geschickt mit dem Hinweis: DAS wär’s gewesen! (achtung, weiß da jemand was, ob Bo auf Roeg pissig gewesen ist?) Jacke spielt uns dann „Some Are“ vor, das ja erst mit den Rykos 1991 veröffentlich wurde. Interessante Lyrics, wenn auch kurz. Es kommen auch wieder „Sailors“ und „snow“ vor. Jacke erklärt, dass Bo den „Sailor“ von Jean Genet geklaut habe und von Mishima, und dass Der Seemann als Metapher fürs Schwulsein gilt… aha… und der Schnee… ist eben… ja… Schnee, eben, Koks. Dann kommt ein Exkurs in Bowies Vorliebe zum Rollenspiel, inklusive Kemp und Pantomime, und dass Bo gern die „Rollen“ und Maskeraden die Dinge sagen und tun lässt, weil er selbst als „David Jones“ es nicht hinkriegt… Besonders natürlich Ziggy Stardust ist da zu nennen, mit dem Bowie sich zeitweise überidentifiziert habe. Angeblich habe Lou Reed erzählt, dass Bo, wenn er besoffen war, sich für Ziggy hielt. Außerdem habe „Ziggy“ seinen Namen von „Iggy“ Pop bekommen und von Zigaretten (what?).. und auch Jimi Hendrix sei Vorbild gewesen… (wirklich? Muss ich meine Bobücher noch mal sichten). Dann kommen wir zum etwas schwüleren Thema: Aus Ziggy wurde der „Lad insane“… also wieder ein Kaputnik. Bo hätte immer Vorlieben für kaputte Typen… Nun also „Cracked Actor“.. Jacke analysiert kurz den - pikanten – Text…und stellt fest, dass das „Porcupine“ wohl auf Ziggy bezogen sei…? Und, dass es um einen Blowjob an einem alternden Schaupieler geht… Wir sehen dann Ausschnitte von der Hamlet-Szene – einmal aus den 70ern, und einmal von Serious moonlight. Es folgt ein kurzer Psycho-Freud-Ödipus-Oral-Mutter-Komplex--- also von der Mutterbrust, zu Vaters Schniedel… also, so ähnlich. Mhmmpf… typisch für Borderliner sei das. Dann sehen wir einen Ausschnitt aus dem Film „Cracked Actor“ mit einem sehr verhungerten Bo… leider versteh ich ihn da schlecht (ja, da ist’s mal ohne Synchro… aber er nuschelt so). Jacke erzählt dann, dass Bowie gesagt habe: „The characters are writing me“ und dass er selbst gern „mehr Kontakt“ zu „David Jones“ hätte (so ähnlich). Naja… dann wieder zu Bowie und seine Rollen, die ein „Eigenleben“ entwickelt hätten. Interessant ist, dass er nach TMWFTE die Rolle lange nicht loslassen wollte und sie in seinen eigenen Look integriert hat – bis hin dann zum Thin white Duke. Jacke mag übrigens den Film TMWFTE nicht besonders, sagt er, da er deutliche Schwächen habe und außerdem ein „verklemmter“ Film sei. Wir sehen die Sexszene von Herrn Bryce im Gegenschnitt zum braven Bo im Japanrestaurant. Es geht also auch um den Kontrast zwischen dem etherischen Alien und der animalischen Natur… welche zum Schluss siegt, indem Bo nicht nach Hause fliegt und Bryce im die Ideen klaut (…oder so.. ähnlich..) ..aber dann nimmt er ja „the visitor“ auf und wird auch reich. Am Ende aber seien alle in dem Film dem Alkohol verfallen. Es wird viel gesoffen (muss den Film mal wieder schauen). Roeg ist außerdem Kameramann und kein Regisseur, das merke man auch am Film (hat 1968 Film mit Mick Jagger namens „Performance“ gedreht), er habe Schwächen. Bowie habe den Film auch nur gemacht, weil Angie ihm dazu geraten habe. Und Roeg habe ihn unbedingt haben wollen und deshalb 8h auf ihn gewartet…weil Bo wohl drogenmäßig die Zeit nicht gepeilt hat. Außer Bo spielt auch noch sein Chauffeur und seine schwarze Limo mit! Jacke stellt weiter die These auf, dass sowohl Sci Fi und Horrorfilme pychotisch seien (ähem..?)… . Und so macht Bo als nächstes etwas aus dem Horrorgenre: „Begierde“ – von Tony Scott. Tony Scott ist Kubrickfan und hat in „Begierde“ Kubricks „Barry Lyndon“ zitiert…aha.. Und Scott hat einen großen Bruder namens Ridley (Alien). Und Tony hat sich später umgebracht! Jetzt kommt Bowies Bruder Terry ins Spiel, zu dem Bowie immer sehr aufgeschaut hat, und der in die Anstalt kam und der 1882, als Bo gerade „the Hunger“ drehte, das erste Mal versuchte, sich umzubringen…. Da habe Bo ihn noch besucht anschließend. Wenig später aber hat Terry den zweiten Versuch unternommen – dieses Mal erfolgreich. Bowie sei nicht zur Beerdigung, habe aber einen Kranz mit einem Zitat aus „Blade Runner“ geschickt… (interessant…. Muss ich noch nachlesen). In dieser Zeit habe Bowie dann „Merry Xmas“ gedreht – ein Film der übrigens ein Remake von „Die Brücke am Kwai“ ist – jedoch mit etwas mehr Homo-Touch und mehr Verständnis für die japanische Seite. Der Film lief in Cannes mit Erfolg. Wir sehen die Pantomimeszene im Gefangenen Lager. Es gibt auch keine Frauen in dem Film, weil es ja vor allem um verkappte Homosexualität in militärischen Zusammenhängen geht. Außerdem aber geht es auch um einen Schuldkomplex von Celliers wegen seines kleinen Bruders, den er nicht vor einem fiesen Aufnahmeritual im Internat bewahrt hatte, obwohl er das eigentlich hätte tun sollen… (wir sehen die Szene….) Hier stellt Jacke Parallelen zu eventuellen Schuldgefühlen Bowies zu seiner eigenen Familie her – da er Mutter und Bruder zu dieser Zeit nicht oft genug besucht habe… Celliers im Film opfert sich schließlich für einen Kameraden – wegen der alten Schuld dem Bruder gegenüber… Das Musikstück von Sakamoto in der Kussszene, die wir nun sehen, heißt „forbidden Colors“ (nach einem Txt von Mishima, den Bowie gemalt hat und dessen Portrait in der Ausstellung hing). Nach Jackes Meinung ist Bowies Rolle in „Merry Xmas“ seine beste Darstellung. Und es war auch tatsächlich seine letzte Hauptrolle. So, jetzt wird’s noch mal interessant: Jacke stellt fest, dass Bowie gern in Filmen mitgespielt habe, in denen „Magie“ eine Rolle spielt! (ob das nun Labyrinth, Linguini Incident oder Prestige gewesen sei…) Er habe sich ja auch, wie viele Künstler in der Zeit, sehr für Alistair Crowley und Okkultes interessiert, und zusammen mit den Drogen da auf recht seltsame Ideen gekommen (etwa dass man per Telepathie das Programm am TV ändern könne…etc..). Doch dann nimmt er den Song „word on a wing“ auf - wir sehen einen schönen Ausschnitt aus VH1-Storytellers 1999! Und dieser Song sei eigentlich eine Rückkehr zum Christentum der Kindheit und eine Absage an das okkulte (muss ich den Text noch mal lesen), wenn er auch trotzdem noch die Verantwortung für sich selbst behalten will. Außerdem gibt es Anspielungen auf Buddhismus (Wiedergeburt). Bowie habe auch 1975 gesagt: Der Unterschied zwischen "Religiös" und "Spirituell" sei, dass die religiösen Menschen an die Hölle glauben, während die Spirituellen schon dort gewesen sind! Dann sehen wir noch den „Magic Dance“ aus Labyrinth. Bowie habe die junge Jennifer Connelly mit Liz Taylor verglichen – und sie ist ja heute noch gut im Geschäft! Labyrinth sei ein Film in der Tradition von „Zauberer von Oz“ und „Alice im Wunderland“ und habe 1986 die Kinos gefüllt. Für viele war es der Bo-Einstieg. Dann machen wir noch einen Sprung zu „Prestige“ nach 2006. Hier sei schleißlich die „Magie“ in der Realität erschaffen worden durch Tesla. Jacke erzählt uns noch einiges über Nikola Tesla: ..Edison, Stromkrieg…etc… Wardenclifftower – Teslas Traum, den Strom drahtlos, also per „Blitz“ (da sind wir wieder beim Bo-Blitz) zu übermitteln… wobei Jacke aber doch eher der Ansicht ist, dass Tesla zunehmend etwas spinnert geworden sei, da er später auch erklärt habe, mit Aliens Kontakt gehabt zu haben (es gibt aber die Theorie, dass Tesla tatsächlich irgendwelche kosmischen Signale aufgefangen habe – und die eben für Aliens gehalten habe…)... Zum Abscluss sehen wir den Ausschnitt, wo Katzen und Hüte vervielfältigt werden (leider in der Synchro). …dann gab’s noch eine Frage aus dem Publikum, wie denn Herr Jacke dazu gekommen sei, sich mit dem Thema Bo zu beschäftigen – und aus dieser Perspektive. Er erzählte, dass er sich schon ewig mit Bo beschäftigt und leider nicht seine Doktorarbeit drüber hätte schreiben können, deshalb habe er das später in Angriff genommen. Er beschäftige sich vorwiegend mit der Analyse der Songtexte (hat ja auch das Buch geschrieben, das wir kennen), und nun eben auch mal mit den Filmen, das ganze unter dem psycho-Ansatz (Melanie Klein(?)), aber natürlich wisse er auch, dass Bowies Texte sehr mehrdeutig und schwer biografisch zu interpretieren sind. So, das war’s! (also nach meinen Notizen. Hab manches auch nicht mitgeschrieben oder falsch verstanden…. Oder war auch mal müde… also, sehr subjektiv!) Achso... die Ausstellung fand Jacke schön, aber kritisierte, dass sie zu wenig Reflexion betrieben habe, sondern zu sehr beim Thema „Bowie als Kunstwerk“ hängengeblieben sei. Bevor es anfing erlauschte ich, dass einige aus dem Publikum auch in der Ausstellung gewesen waren. Eine Dame (die später die Frage stellte) war auch um die fünfmal drin und fand auch, dass die Schrifttafeln zum Teil unlesbar dunkel angebracht worden waren (Ich konnte sie damit erheitern, dass ich beim letzten Besuch eine Taschenlampe mitgebracht hatte... ) Ach ja, und Herr Jacke berichtete, dass er in der Zeitung "Psychoanalyse im Widerspruch" einen Artikel zu TND geschrieben habe. So, ein schneller Bericht, eh der Eindruck schwindet! (sorry für Fehler und mieses Deutsch...schnell geschrieben) ------------------------------------ Dr. Z. 2015 first published on Davidbowie.de, 2014 -- Back to Z_Journal |