Deutsche Balladen

Vom Sailor und seinem Jackalope
von SickZick, April 2003
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Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Sailor - und reitet geschwind!
Auf seinem stolzen Jackalope
prescht er hin - zur Bowieshow!
Thront oben auf dem weichen Fell,
er reitet wild, er reitet schnell,
er ist zu spät, die Show beginnt,
die Menge tobt, die Band, sie spielt,
der Pöbel brüllt: "Wo ist der Bo?"
Noch 30 Meilen zur Bowieshow!


Der hohe Berg - das tiefe Tal,
das Jackalope scheut keine Qual,
Wüste, Urwald, Eis und Schnee,
Furchtlos bahnt es seinen Weg,
und kopfüber in die Flut
stürzt das Tier sich voller Mut,
springt munter über Stock und Stein,
der Sailor krallt sich ans Geweih -
vorwärts, vorwärts, schaffst es wohl!
Noch 20 Meilen zur Bowieshow!


"Jippiehjeeh!" der Sailor schreit:
"Jacky! Es ist nicht mehr weit!"
Doch die arme Kreatur,
sieh doch, Bo - was hat sie nur?
Sie hebt den Blick und dann sie schwankt -
"Sailor, was tust Du mir an?"
"Lauf, mein Jacky, lauf, lauf, lauf!
Die paar Meter, holst Du auf!"
Es rennt das arme, dicke Lope
noch 15 Meilen zur Bowieshow!


"Sailor, es ist Dein Gewicht!
Du bist zu schwer, ich schaff es nicht!"
"Ach was, mein Tier, das trifft nicht zu -
ich bin's doch nur, der thin white duke!"
Doch, Sailor, hast Du Dich verschätzt?
Dein Tier, es stöhnt, und, ach, es ächzt.
Die Zunge hängt ihm aus dem Maul -
und, Sailor, hör nur, wie es jault!
Doch tapfer trabt das treue Lope,
noch 7 Meilen zur Bowieshow!


Mit seiner allerletzten Kraft
es sich zum Bühneneingang schafft.
Und dort, im bleichen Mondeslicht,
das Jackalope zusammenbricht.
Da, seht doch, liegt es nun im Dreck -
und alle viere von sich streckt -
oh, Sailor, es ist noch viel schlimmer!
Das arme Tier, es rührt sich nimmer.
"He, mein Jack, Du bist so stille",
"Oh, Sailor, sing! S'ist mein Wille!"


Der Sailor zaudert, wagt es nicht.
Das Jackalope, das treue, spricht:
"Mein Freund, was ist? Du bist zu spät!
Geh, mein Sailor, bitte - geh!"
Der Sailor geht, doch kommt er wieder,
das müde Tier, es hebt die Lider:
"Dein Publikum erwartet Dich!
Mein Guter, bitte, tu's für mich!
Soll denn mein Opfer sein umsonst?
Ich tat's für Dich - und für die Kunst!"


Der Sailor auf die Bühne schleicht
und dann er singt, daß Herz erweicht,
Cactus, starman, life on Mars -
das Publikum hat seinen Spaß.
Und am End lacht er beseelt,
da ist die Band - nur einer fehlt!
Der Sailor strahlt "Komm her zu mir!
Komm auf die Bühne, tapf'res Tier!"
Doch wartet vergeblich auf sein Lope -
hinter der Bühne das Tier ist tot.


"Tot! Tot! Tot!" Der Sailor schreit -
"s'ist meine schuld - ja, ganz allein!"
Und hub an sich zu entleiben -
was die Band schafft zu vermeiden -
"Sailor, bist du jetzt verrückt?
Hat das Vieh Dich so entzückt?
Daß Du ihm folgst hinterher,
dorthin, wo keine Wiederkehr?
Ganz abgesehen, dummer Mann -
wie gut das Tierchen schmecken kann?!"


Der Sailor ist nicht mehr zu trösten,
als sie Jackys Keulen rösten.
"Schluß jetzt!" brüllt er voller Pein,
"Mein Jacky soll hier bei mir sein!
Es sei mein Bruder, Tag und Nacht!
Mein liebes Tier, was Du vollbracht -
es ist, und das sei hier gesagt -
eine wahre Heldentat!"
Singt "Heroes" dann - nur für sein Tier,
das Publikum ist ganz gerührt!


Und nun Ihr wißt, wie es geschah,
daß Jacky auf der Bühne war.

sickZick