2015
Lifelines...Hans-Joachim Roedelius

Haus der Kulturen der Welt, 3.- 6 .9.2015






Am Wochenend trieb ich mich im HKW herum, anlässlich des Events „Lifelines – Hans Joachim Roedelius“ - in Anwesenheit der Hauptperson und mit mehreren sehr interessanten Konzerten.


Die Auster zeigt sich allerdings christomäßig verhüllt dieser Tage:


von aussen


von innen


Das Programm:


*click*









Kurator der Veranstaltung ist Detlef Diederichsen (Bruder von Diedrich) und seines Zeichens Leiter des Musikprogramms am HKW (und Mitglied der Band “Die Zimmermänner“)




Achtung, habe bisher keine aktuellen Videos von den Konzerten gefunden und selbst nur sehr, sehr wenig gefilmt, wg. Kackakku. Also gibt es im folgenden ein paar Links zu Fremd-Tubis von anderen Konzerten, die aber einen Eindruck geben!







Donnerstag, 3.9.



Donnerstag war Eröffnung mit einem Konzert von Roedelius mit seinen derzeitigen bevorzugten Musikerkollegen. Fast alle Künstler dieses Abends waren auch auf dem Lunzer Festival, welches ich 2012 besucht hatte.

Zu Beginn hat der Chor der Kulturen der Welt seinen Auftritt. Es wird eine Kantate von 1730 vorgetragen, geschrieben von Johann Christian Roedelius, ein Vorfahr von Hans-Joachim.



Anschließend spielt H.J. Roedelius solo auf dem Piano, seinem derzeitigen Lieblingsinstrument.
Wie war irgendwo zu lesen: „Roedelius ist nicht der beste Pianist, aber keiner spielt das Piano so wie Roedelius“. Lol. Passt schon.


(Foto von einem andern Abend)



Dann kommt Arnold Kasar auf die Bühne, der gemeinsam mit Roedelius an Piano und Elektronik musiziert. Roedelius trägt dazu, was er sonst eher selten tut, eigene Texte vor.




Hier sieht man, was Kasar sonst noch so treibt:
„En Automne (live at Emil Berliner Studios)“
https://youtu.be/PtaJPfhT_qg


Anschließend spielt Christopher Chaplin (yo, verwandt...) mit Roedelius elektronisches. Leider ist auch kein aktuelles Video zu finden, aber hier eines einer früheren gemeinsamen Performance von Chaplin und Roedelius:

„Chaplin & Roedelius - King Of Hearts (live excerpt)“
https://youtu.be/yS3Ua_KVkCY







Es folgen Tim Story + Lukas Lauermann
Interessante Kombination von Elektronik, Piano und Cello!

Hier ist ein kurzes Video von Lunz 2015:
„More Ohr Less 2015 - Roedelius & Tim Story, avec Lukas Lauermann“
https://youtu.be/UL7ForGBcQg







Und hier etwas längeres, ähnliches, aber in anderer Besetzung:
"Lunz" live - Roedelius & Story & Gasser @ Lunz am See
https://youtu.be/FplFV1aCn8w

Immer wieder schön ist das Stück „dew climbs“ vom Album „Lunz“
Auch das wurde in einer sehr schönen Version mit Cello gespielt.

Hier die CD-Version:
„Dew Climbs“ (CD „Lunz“)
https://youtu.be/fbZehL7EyS0



Zum Ende dieses Abends kommt Stefan Schneider (ex „Kreidler“) auf die Bühne, mit dem Roedelius auch schon lange Musik macht.

Hier etwas älteres:
„Roedelius Schneider / Frameworks Festival 2013 / (1/2)“
https://youtu.be/8RkvG0dtqP0






Am Ende der Veranstaltung richtet Roedelius noch das Wort an die Menge zum Thema, das gerade die Welt bewegt: Die Flüchtlinge.
Aber, er tut es nicht anklagend und moralisierend, sondern traurig, dass die Menschheit in all den Jahren und Jahrzehnten nichts dazugelernt hat... naja



Als ich dann nach draußen zum Radel gehe, tönt vom unweit befindlichen „Tipi“ der Schlussapplaus von „Cabarét“ herüber smile
(das wird da noch bis zum 20.9. gespielt)





Die Austellungshalle

In der Ausstellungshalle ist eine große Bar eingerichtet und es gibt dort Kunst zu sehen.
U.a. hat Brian Eno eine Installation beigesteuert. Bestehend aus einem Dunkelraum mit kleinen elektrischen Teelichtimitaten, worin ein Soundloop läuft... etwas scharlatant, aber es wirkt! = also mal wieder enös genial.
Nachdem ich dort etwa eine halbe Stunde verbracht hatte, schwebte ich wieder heraus, Bodenhaftung suchend... (und rannte geradezu Herrn R. in die Arme, der mit Detlef Diederichsen vor der Plakatwand stand...)


Eno





Plakatwand



Das „Radio“ (?)




Gemälde



Soundinstallation/Video (Hanno Leichtmann /Carolin Brandl)


...recht beeindruckend bei Dunkelheit



Außer gibt es drei Vitrinen mit Fotos und Dokumenten und Plattencovers


Besonders beliebt beim Publikum ist das Bild mit dem komischen Tier




Draußen im Garten befindet sich das Kunstwerk „der Lauscher“ von Roedelius' Frau Chrstine und Tochter Rosa. Wenn man sich in den Stuhl setzt, in dessen Seitenteilen Lautsprecher eingelassen sind, hört man Musik (die Ohren gehören wohl auch dazu).



Hier sieht man Herrn R. selbst darin sitzen




Leere Austellungshalle vor Programmstart




Und dann gibt es draußen in dem großen Korridor vor dem Theatersaal noch eine Dauer-Loop-Projektion von Fotografien aus alten Zeiten




Und im Foyer steht ein riesiger Monitor, wo man wohl Musik auswählen kann... also eine Art Digital-Jukebox? Es spielte jedenfalls ständig irgendetwas...






Freitag, 4.9.

Der Freitag beginnt mit einem Podiumsgespräch.
Sehr interessant, sogar der Name „David Bowie“ fällt einmal



Auf dem Podium sitzen (v.l.):
- Peter Kruder aus Österreich („Kruder & Dorfmeister“)
- Heiko Hoffmann (Gesprächsleitung, „Groove“-Magazin)
Und, bezeichnend, dass zwei weitere Gäste aus London kommen:
- Richard Fearless (Ex-“Death inVegas“)
- Stuart Baker (Label „Soul Jazz“ und Plattenladen)

Denn es ist Thema, dass Roedelius & Co, bevor die Heimat sie recht gewürdigt hat,
zunächst vor allem im englischsprachigen Ausland bekannt wurden.
Außerdem war es damals schwer, an die Platten heranzukommen. Internet und CD-Kopien gab es nicht und die Platten waren oft nur in kleiner Auflage hergestellt und kaum in normalen Plattenläden zu bekommen (yup, erinnere mich, dass es selbst in den 80ern und frühen 90ern gar nicht so leicht war, die rareren Brian Eno-Platten [Obscure] zu bekommen). Nur in Japan habe es bereits Reissues gegeben.
(Stuart Bakers Label hat selbst eine Compilation mit Deutscher Elektromusik herausgebracht :
http://www.souljazzrecords.co.uk/discography/?l=82 )

Die Briten hatten da mal wieder die Nase vorn. Dass der Prophet im eigenen Lande nichts, woanders aber sehr wohl etwas gilt, dies trifft, so scheint es, vor allem für die deutschen Propheten im Bereich Kunst & Kultur zu (und für David Hasselhoff : Denn D-land scheint hingegen dankbarer Abnehmer für die Resterampe anderer Länder zu sein).

Es sei vor allem das Verdienst von Brian Eno – und David Bowie! - dass britische Musikfreunde die ersten waren, die Harmonia, Neu, K(C)luster u.a. entdeckt haben. Das Wort „Krautrock“, einst eigentlich despektierlich von Briten erfunden, wurde bald zum Qualitätssiegel.
Stuart Baker erzählt augenzwinkernd, dass es zeitweise sehr cool gewesen ist, damit anzugeben, dass man diese Musik hört...

Das Wort „Krautrock“ ist natürlich ein weites Feld... da finden wir ambientartiges, Prä-Techno, aber auch endloses E-Gitarrrengenudel.... dennoch, es weiß wohl jeder, was gemeint ist, wenn man diesen Begriff verwendet.
Richard Fearless erzählt, dass es in seinem Falle die Schuld von Bobby Gillespie (Primal Scream) gewesen sei, der ihn mit Elektro-Krautrock konfrontiert habe.
Fearless selbst schwärmt von dem Harmoniastück „Watussi“, nachdem er zeitweise süchtig gewesen sei.

Roedelius selbst berichtete uns später, dass er eigentlich erst jetzt (er wird im Oktober 81), seit ein paar Jahren anfangen kann, von seiner Musik tatsächlich zu leben! - und das nach ca. 80 eigenen und 200 Alben, auf denen er mitgerarbeitet hat. Aber als Geheimtip wird man nicht reich und das ökonomische war auch nie sein Hauptaugenmerk. Aber er hatte immer Glück, in den entscheidenden Momenten auf Gönner und Finanziers zu stoßen – oder dass sich Zusammenarbeiten mit bekannteren Leuten ergaben, wie z.b. Eno. Die betreffenden Platten verkauften sich dann sehr gut „und wir konnten einige Jahre davon leben...“
Erst jetzt, wo einige seiner Platten ein Re-Release erfahren haben, dank „Bureau B“ und Herbert Grönemeyers(!) „Grönland“-Label – kommt nun auch was Geld rein.
Er erzählt gern, dass das Geld immer knapp war und er eigentlich nur dank verschiedenster und teilweise recht bizarrer „Brotjobs“ und letztendlich dank des festen Lehrerinnengehaltes seiner Frau, seiner Musik nachgehen konnte.
Peter Kruder, der ebenfalls in Österreich lebt, erzählt, wie der in Kontakt zu Roedelius kam und dieser ihm ganz großzügig gleich ein Paket mit CDs geschickt habe.
Richard Fearless lobt, dass Roedelius trotz des Umstandes, dass sich seine Tätigkeit ökonomisch kaum ausgezahlt hat über all die Jahre, niemals verbittert ist und die Flinte ins Korn geworden hat... „a true artist“.. Auch er, Fearless, habe schon ganze Alben aufgenommen, die nie veröffentlicht worden seien... aber „you must get it out of your head“...





Freitag - Konzert


(wir beachten den Herrn zur Rechten)


Das abendliche Konzert startete mit der korsischen Gruppe Caramusa, die folkloristisches zum Besten geben, hie und da von Roedelius am Piano begleitet. Roedelius erzählt uns, warum er Korsika sehr verbunden ist. Jetzt haben sie zusammen eine „Saintphony Martin“ für den „Martinsweg“ (eine Alternative zum völlig überlaufenen Jacobsweg) komponiert. Auch daraus wird etwas vorgespielt.




Kaum ein Video zu finden.... zumal „Caramusa“ auch der Name eines Instrumentes ist.
Dieses kurze Snippet aber gibt einen kleinen Eindruck
„Caramusa u 27 di maghju “
https://youtu.be/Ro7rL3xHDW0



Der zweite Teil des Abends wird von der Gruppe Tempus Transit (z.T. auch in anderer Besetzung als Hotel Palindrone unterwegs, und auch in Lunz gewesen) bestritten, begleitet von Roedelius. Hier werden mittelalterliche Instrumente, Saxophon, Piano und auch elektrisches gemischt, und Bandleader Albin Paulus jodelt auch schon mal dazu. Am Saxophon ist Jurij Novoselic.





Habe kein Video gefunden, daher dies von Lunz
„Tempus Transit & Qluster“
https://youtu.be/zUWkywtiWKU





DJ-Sets von Peter Kruder und Richard Fearless

Anschließend ging man dann an die „Bar“ in der Ausstellungshalle, wo erst Peter Kruder und anschließene Richard Fearless Platten auflegten.



Ersterer betonte eher die etwas entspannenden elegischen Sounds klassischer Roedelius-Werke. Dazu lief ein Videoloop mit – Fotos von Harmonia und Neu..u.ä... über den Weserhof bei Forst und ein Ausschnitt aus dem UFA-Film „Verklungene Melodie“....



Man räkelt sich genüsslich in schwarzen Kissen auf dem Boden und lässt sich beschallen. Mir kommt der Gedanke, dass in früheren Jahrzehnten bei solchen Events bestimmt die Luft von THC-Wolken dicht gewesen wäre... (was durchaus passend gewesen wäre)



Richard Fearless ließ es etwas krachiger angehen... und ohne Video. Einige Leute wagten sich sogar aufs Tanzparkett.... Stellenweise war's etwas laut und technoide, aber trotzdem gut.







Plötzlich steht Roedelius hinter mir und grinst: „Das hätten wir vor 40 Jahren auch nicht gedacht, dass da mal sowas draus wird.“ biggrin




Fotos von den Tänzern auf Wunsch einer der tanzenden Damen (hoffe sie findet es wink)










Erst gegen 1:30 Uhr ist Schluss...




Samstag, 5.9.

Am Samstag ging es los mit dem UFA-Film „Verklungene Melodie“ von 1938. In diesem Film kann man den dreijährigen Hans-Joachim Roedelius als Sohn von Brigitte Horney bewundern.
Als er endlich im Bild erscheint, gibt’s Szenenapplaus im Kinosaal. Frau Roedelius applaudiert besonders laut biggrin . Tja, wer hätte das 1938 erwartet....



Link: Mehr Info zum Kinderstar H.J. Roedelius


Anschließend gibt’s eine Lesung von Detlef Diederichsen aus Roedelius' noch unveröffentlichter, ja nichtmal fertiggeschriebener Autobiographie, an der er wohl seit einiger Zeit arbeitet...
Diederichsen liest aus den ersten Kapiteln, von der Herkunft der Familie (die einmal „Redel“ hieß) und den Vorfahren, die oft Kantoren und Kirchenmusiker waren, über die wirklich haarsträubenden Wirren seiner Jugend - als UFA-Kinderstar, Ost-Flüchtling, und Häftling im DDR-Gefängnis Bautzen, über allerlei Jobs (u.a. als Masseur des französischen Staatspräsidenten und von Wolfgang Neuss) und Reisen - bis er schließlich im Jahr 1968 die Musik entdeckt. Das „Zodiac Arts Lab“ in Berlin war hier der Anfang (vor wenigen Jahren wurde hier in Berlin das "Jubiläum" begangen). Hier gründete sich um den Beuys-Schüler Conny Schnitzler die Gruppe „Kluster“, aus der nach Schnitzlers Weggang „Cluster“ wurde...
Vorüberhend endlich „Zur Ruhe“ ist er erst in dem Weserhof bei Forst gekommen, wo er mit einigen Weggefährten Anfang der 70er in einer Art WG gelebt hat (und wo auch der Herr Eno mal zu Besuch war). Doch ist er da weggezogen, als offensichtlich wurde, dass das unweit flußaufwärts gelegene AKW Würgassen leckte und das Wasser verseuchte, so dass die Krebsrate in der Gegend deutlich gestiegen war.
Seither lebt er nun in Baden in Österreich, der Heimat seiner Frau Christine, die selbst auch Künstlerin ist, aber aus pekuniärer Notwendigkeit in den Lehrerberuf ging.

Danach gibt’s noch Q+A mit dem Autor persönlich.
Er erzählt, dass er „zum Glück“ nie Musikunterricht hatte sondern sich alles autodidaktisch
beigebracht hat... Und, interessanterweise habe er nie „Synthesizer“ benutzt. Sondern nur akustisches Instrumentarium und elektrische Orgeln, deren Sound aber durch allerlei Gerätschaften manipuliert worden sei. Heute freilich nutzt er auch einen Apple-Laptop...
Auch an Dieter Moebius wurde erinnert, der leider vor wenigen Wochen verstorben ist.



Anders als andere Namen ist Roedelius nicht ganz so bekannt geworden, warum? Zum einen hat er weniger das Rampenlicht gesucht, zum anderen war seine Musik oft immer gerade da, wohin die Herde nicht unterwegs war.
So war er einerseits immer etwas weiter als manche Kollegen vom Popsong, Blues, Rock entfernt – aber andererseits lag ihm auch die avantgardistische Dekonstruktion der Musik gar nicht.
So stellt er fest, dass er, nachdem die „Moderne“ sich daran gemacht hat, den „konservativen“ Musikbegriff aufzulösen, er die „Melodie“ wiederentdeckt hat. Er habe z.b. mit Stockhausen u.ä wenig anfangen können.
Für ihn, der ja zeitweise in seinem Leben auch mehr oder weniger therapeutisch (Massage, Sterbebegleitung u.a.) gearbeitet hat, war auch die Musik in ihrer Wirkung auf Mensch und Seele gewissermaßen Therapie – ohne dabei allerdings ins esoterische Geschwurbel abzugleiten.
So sei es das Typische für „Roedeliusmusik“, wie es einer der Gäste bemerkte, diese Neigung zur Melodie und Einfachheit (ohne aber simpel + kitschig zu sein)... das Herauslösen aus Zeit und Strukturen... und die (sehr positive) Wirkung, die sie auf die Seele der Zuhörer hat.
Musik ist Schwingung, die Welt ist Schwingung... der Mensch ist Schwingung...

Außerdem gab es wohl durchaus auch einen „Generationenunterschied“ zu den meist ca. 10 Jahre jüngeren Mistreitern jener Tage (und 10 Jahre in dieser Zeit bedeutet viel: Nazizeit/Umbrüche bewusst miterlebt haben oder nicht!)






Das Publikum...
Wie zu erwarten ein recht hoher Nerd-Anteil, aber nicht nur. Besonders bei den DJ-Sets sammeln sich auch einige ziemlich nach Hipster aussehende Leute... (...die Dame im hautengen Leopardenjumpsuit mit den Monsterstiefeln.)
Insgesamt mehr Herren als Damen, zum Teil grauköpfig, aber nicht nur, Teenager unterrepräsentiert aber vorhanden, Schwerpunkt wohl zwischen Ende 20 bis Anfang 60.
Interessant ist, dass wohl einige Musiker und Leute darunter sind, die irgendwas selbst mit Musik zu tun haben oder sogar aus dem Dunstkreis stammen. So belausche ich unfreiwillig ein Gespräch, wo jemand vom „Michael“ (Rother) erzählt... als ob er ihn recht gut kennt.


Shop
...die CDs und Vinylscheiben gingen weg wie die warmen Brötchen im HKW-Shop! Ich beobachte, wie jemand für über 200€ Vinyl rausträgt. Die Preise sind auch sympathisch! CDs alle für 12€, Vinyl für 16€. Die Leute kaufen wie blöd. Klar, manche dieser Aufnahmen sind wohl gar nicht so leicht zu bekommen. Es gibt auch ein paar limitierte Raritäten.






Samstag - Konzert



Das Konzert am Samstag beginnt mit Astronauta Pinguim aus Brasilien. Diese bestanden aus einem Herrn, der elektronische Musik machte und einem Herrn, der soetwas wie psychedelische Bilder mittels eines Overheadprojektors an die Wand warf, indem er mit farbigen Flüsskeiten und irgendwelchen Gegenständen in Glasschalen herumpanscht, welche auf dem Projektor sich befinden...
Sooo ganz überzeugt hat mich das nicht... die Musik etwas zu uninspiriert (und stellenweise arg laut), das Gepansche entbehrte auch ein wenig der Kunst... Bild und Musik bildeten nicht so reicht eine Einheit...
Naja, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ich, heute sehr übermüdet, gerade meinen Totpunkt erreicht hatte und mit dem Schlaf kämpfte?







Denn die Vinylsingle, die ich später im HKW-Shop erwarb, gefällt mir außerordentlich gut! smile

Vielleicht haben sie also nur ein Experiment gewagt auf der Bühne, was nicht jedem gleich gut gefallen muss.

Youtube hat die beiden Songs der Single:

„Automatic“ (mit „Mr Silver Apples“ Simeon Coxe)*
https://youtu.be/ut28P8NB6dI

„Here She Comes/There She Goes“
https://youtu.be/PANNoyb_E1w

Und das hier ist auch nett:
"Petiscos: sabor churrasco (Pinneaple Music, 2004) Álbum completo / full album“
https://youtu.be/WNJ3oD6ZW3E


*H.J. Roedelius hat übrigens auch schon mit Silberapfel Simeon Coxe als „Silver Qluster“ musiziert:
„ATP New Jersey I'll Be Your Mirror 2011“
https://youtu.be/3bkqCDUWSFE
„at Paramount Theatre 10-1-11“
https://youtu.be/l_hS_qTEy50

...und hier ist Portishead mit S. Coxe („We carry on“)
https://youtu.be/iOJIsY15iJ0

*Zu den Silver Apples
Info: Silver Apples.htm





….bei der nächsten Band war ich wieder voll und ganz hellwach!


Diese trägt den seltsamen Namen Elektronische Staubband aka ESB und wurde von Yann Tiersen gegründet. Tiersen mag dem einen oder anderen bekannt sein als Komponist von Filmmusiken („fabelhafte Welt der Amelie“ u.a.).

Deren Auftritt hat mich ziemlich umgehauen. Sehr, sehr geil. Auch die Dramaturgie stimmt. Klein angefangen, größer werden, sparsame, aber gekonnt eingesetzte Lightshow.
Sound? Schon etwas „poppiger“ als das meiste, was hier sonst geboten wird, aber keinesfalls blöd. Die Füße der Leute im Publikum begannen zu wippen (was bei der Bestuhlung des HKW nervt, weil das Gewippe sogleich in die gesamte Sitzreihe weitergetragen wird).




Ich war ein wenig an Mogwai und die instrumentalen Passagen von Archive erinnert. Starke Rythmen, angeschrägte Harmonien, fette Akkorde und darin versteckte Melodien, denen zu folgen lockt...
Der Applaus war auch entsprechend. Ich erwarb eine pechschwarze Single ohne Aufdruck, nur mit der Prägung „ESB“ auf dem Cover – das einzige von ihnen, was es im Laden zu kaufen gab. Wie man liest, soll die Debut-CD im Herbst erscheinen. Wir sind gespannt!!

„Till The End“ ( mit Gesang, was es am Samstag nicht gab)
https://youtu.be/dBr3oqVtxLU

„Exit 25 Block 20“
https://youtu.be/BK74WtytqQM

„Monuments“
https://youtu.be/tHa93ANrP7Q

Noch ein Link
http://www.osthafen.org/de/blog/elektronische-staubband-esb-osthafen-studio/

Oh, schau an, sie treten am 22.Oktober in Berlin auf!
http://heyevent.de/.../esb-elektronische-staubband





Zum Abschluss dieses Abends dann gewohnte Qualität von Qluster, sozusagen die Enkel von „Kluster“, mit Roedelius als einziger personeller Kontinuität. Derzeit tritt er mit Onnen Bock und Armin Metz auf. Hier geht es eher ambientmäßig und ruhig zu, elektronisches mit Pianoklängen... dazu gibt es sehr passende Videoanimationen - da sieht man den Gegensatz zu dem Gepansche von vorhin - hier fügen sich Musik und Visuals zu einer betörenden Einheit.... Abdrift, Ahoi!

Das dumme bei den Animationen und Videos ist eben nur, dass man bei dieser Musik auch gern die Augen schließt... oder das Kopfkino anschaltet... so dass man oft gar nicht so recht Lust auf visuellen Input hat.
Aber, wenn man sich drauf einlässt – hier passt es.




Einen guten Eindruck gibt dieses Video eines Auftritts von 2011
„Qluster Live at Semibreve November“
https://youtu.be/mVlbw27Y0Sk


Die Videokünstler
http://www.lumalaunisch.com/live



Die Decke im großen Saal



Sonntag, 6.9.

Am Sonntag gibt es zunächst zwei Doku-Filme, zu denen Roedelius/Cluster die sehr dezente Musik beigesteuert haben.



Im ersten Film, „Witness to war“ (1984) geht es um den ehemaligen US-Offizier Dr. Charles Clements, der in den 60er Jahren sozusagen die Seiten gewechselt hat und vom Air Force Piloten zum Arzt wurde, der sich um Kriegsopfer gekümmert hat.
https://en.wikipedia.org/wiki/Charlie_Clements_%28physician%29



Im zweiten Film „Stalin Red God“ (BBC 2001)geht es um die anhaltende Stalin-Verehrung in Teilen der Post-UdSSR in den 90er Jahren.
https://www.hkw.de/de/programm/projekte/veranstaltung/p_119608.php





Sonntag - Konzert



Das Konzert des heutigen abends beginnt mit Lloyd Cole. Wir erinnern uns? Lloyd Cole & the Commotions.... nun hat auch er sich der Elektronik geöffnet und mit Roedelius Aufnahmen gemacht („Selected Studies Vol 1“). Lloyd Cole ist sehr sympathisch, spielt zusammen mit Roedelius etwas elektronisches zu Beginn, greift aber dann zur Gitarre und erklärt dem Publikum:
„You came here to listen to electronic music – and now you get this!... last week I called Mr Roedelius and told him, that I tried to get something ready... but my brain is not big enough... and that he maybe should try to get someone else for this evening.... but he said: Why don't you just come here and bring your guitar?!“
Also gibt es Songs zur akustischen Gitarre.
Am Ende spielen sie dann noch etwas elektronisches, aber offenbar gehen Herrn Cole dann die Ideen aus? Jedenfalls spaziert er irgendwann rüber zu Roedelius und signalisiert ihm wohl, dass es zu lang wird? Keine Ahnung... jedenfalls ist danach Ende... Tja.. hier ist eben vieles spontan und nicht vorbereitet... wink





Roedelius & Lloyd Cole „Pastoral“
https://youtu.be/bm9pOoBBvfo

pitchfork
pitchfork-“selected studies, Vol 1“

Lloyd Cole acoustic
„Lloyd Cole at Szene Wien live 5.12.2013“
https://youtu.be/-ElpeFRrk5w

Und, aus alten Zeiten:
„Rattlesnakes“ - Lloyd Cole & The Commotions (1984)
https://youtu.be/DEJaf8Bvc9U




Zum Abschluss stellen Roedelius und Christoph H. Mueller („Gotan Projekt“) das neueste Werk „imagori“ vor.
Das Album ist gerade erst veröffentlicht worden. Gefällt mir sehr gut. Elektronische Klänge und Piano, durchaus rythmusgetrieben, beinahe discotauglich, aber mit Tiefgang. Habe dann gleich die Platte erworben (auf Vinyl).








Mueller/Roedelius: „origami II“
https://youtu.be/VwK1-mrFl6M

„Time has come“
https://soundcloud.com/groenlandrecords/mueller_roedelius-time-has-come

amazon
http://www.amazon.de/Imagori-Vinyl-LP/dp/B00YJLANJO

spex.de.....time has come
blouinartinfo.com....video origami...


Am Ende richtet Roedelius nochmal das Wort an die Anwesenden und bedankt sich sehr herzlich für diese Veranstaltung zu seinen Ehren.
Und... "er könnt jetzt gerade so weitermachen...!" biggrin

Anschließend gab es dann in der Ausstellungshalle noch Signierstundne mit Roedelius und Lloyd Cole. Da ist mir aber die Schlange zu lang.



Ich gehe nochmal kurz ins Eno-Kunstwerk, dann verabschiede ich mich vom Meister und radele nach Haus.



Es wird Herbst!






Presse
Tagesspiegel... (guter Artikel)
Deutschlandradio...
Junge welt
thegap
taz.... (interview)



Mehr Informationen zu allen beteiligten:

HKW - Lifelines #4: Roedelius
hkw...programm
hkw...biografien der Künstler

Und - „Grönlandrecords“ (muss ich mein Grönemeyerbild neu justieren?)
https://soundcloud.com/groenlandrecords


Bureau B
https://soundcloud.com/bureau-1



...Achso.... was doofes noch: zunge
Das Restaurant „Auster“, welches sich im HKW befindet und auch frei zugänglich vom Hause ist, hatte - Achtung! - „geschlossene Gesellschaft“ an diesem Wochenende.
Wie blöd ist das?
Klar, für die Roedelianer gab es die Bar in der Austellungshalle – aber dennoch spazierte ich nach einer der Veranstaltungen aus alter Gewohnheit in die „Auster“, wunderte mich ein wenig über das dortige unpassende Begleitprogramm (Gruseldiscovorrichtung mit schlimmer Umpfta-Schlagermusik), aber bestellte dann einen Kaffee an der Theke.

(die Discovorrichtung)
Als ich diesen bezahlen wollte, wurde ich blöd angeguckt: „Hä? Haben Sie denn kein Bändchen?“ Bändchen? Hä? Nee.
Ups! „Sie hätten hier ja gar nicht reingedurft, also sowas... tzzk... “

(Das Schild an der Tür ist gut zu übersehen, zumal wenn sie sperrangelweit aufsteht.)
Nun, wenigstens muss ich den Kaffee nicht bezahlen. Hätte wohl zuviele Umstände gemacht. Ich nehme meine Tasse und trolle mich wieder in den Korridor vor dem Theatersaal, mit Blick auf die projezierten Fotos aus der guten alten Krautrockzeit am Ende des Ganges.
So nah können die Parallelwelten also nebeneinander existieren...




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P.S.








Link zu Berichten von "Cluster", "Harmonia", "Lunz 2012", "Zero":
http://bowiefun.com/...cluster





JW: "Festival für Roedelius"
www.jungewelt.de













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Dr. Z. 2015
first published on Davidbowie.de, 2015
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